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Weilern. Aber siebenmal kehrte der Frühling, nur der Geliebte nicht. Da brach der Jungfrau Herz in ungestillter Sehnsucht. Ihre treue Gefährtin war der Verzweiflung nahe, und warf sich auf die Leiche der Herrin, sie mit einem Strome von Thränen überfluthend. Plötzlich vernahm sie eine Stimme hinter sich, und als sie umblickte, stand Ritter Edelruth im lichten Waffenschmucke vor dem Eingang der Felsenhöhle. Er hatte seine Minna auf der Burg gesucht und als er dort Niemanden, als ihren tiefgebeugten, reueverzehrten Vater fand, geschworen, seine Waffen nicht eher abzulegen, als bis er die Verlorene gefunden. Viele Tage schon war er durch Berg und Wälder geirrt, bis ihn sein Windspiel auf die rechte Spur führte. Allenthalben verkündeten ihm seine Namenszüge, von Minna in die Rinden der Bäume geschnitten, die Nähe der Geliebten. So fand er sich endlich bis zum Eingang der Höhle durch.

Da lag entseelt vor ihm, auf einem Bette von Moos, das Theuerste, was er hienieden besessen. Der ungeheure Schmerz drohte ihn selbst zur Leiche zu machen. Seine Klagen erfüllten die Wälder und jeder Tag fand ihn an dem stillen Orte, wo er mit Hülfe der Zofe die geliebte Minna begraben hatte.

Als sein Schmerz ruhiger geworden war, baute er an dieser Stätte eine Burg, und nannte sie zum ewigen Denkmale seiner Liebe: die Minneburg. In der Felsenhöhle aber, worin er Minna begraben, ließ er auf den Denkstein das Bild des Hundes meißeln, der ihm den Weg dahin gezeigt hatte.


2.
Andere Version.

Hugo von Habern hinterließ drei Söhne; frühe schon wurden sie an ritterliche Uebungen und die Beschwerlichkeiten der Jagd gewöhnt. In den weitausgedehnten Forsten des Odenwaldes streiften sie bis zu den freundlichen Thalwindungen des Neckars und verfolgten Tagelang das Gewild. Ihr Begleiter war ein Windspiel von seltener Treue, und ein trefflicher Jagdhund, der sie stets auf die richtige Fährte leitete.

Eines Tages führte sie dieser kundige Wegweiser auf den

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 590. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_590.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)