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„Wär’s möglich!“ – riefen Wirth und Gäste wie aus einem Munde.

„So ist es;“ – erwiederte der Pilger, – „denn ich habe die Rückreise aus Palästina nach Teutschland an seiner Seite gemacht.“

„Seine Wunde war also nicht tödtlich?“ fragte der Wirth.

„Er lag schwer getroffen von einem Kolbenschlage wie ein Todter unter dem Haufen der Gefallenen; aber glücklicher Weise blieben die Christen zuletzt Herren des Schlachtfeldes, und als man den Ritter von Angeloch mit den übrigen Erschlagenen begraben wollte, ward man noch einige Zeichen des Lebens an ihm gewahr und brachte ihn in ein benachbartes Hospital, wo er, obwohl äußerst langsam, doch endlich ganz von seinen Wunden genaß. Ohne Zweifel wird er noch zeitig genug hier eintreffen, um dem Hochzeitfest auf seiner Burg zuvorzukommen.“

„Wollte Gott, dem geschähe so!“ riefen die Anwesenden einhällig.

„Kann er wohl noch auf seine Unterthanen rechnen?“ – fragte der Pilger.

„Das will ich meinen!“ – schrieen der Schmied und der Fleischer, ihre stämmigen Fäuste auf den Tisch schlagend, daß die Flaschen klirrten – „Wir Alle geben Gut und Blut für unsern gnädigen Herrn!“

Jetzt schlug der Pilger seine Kappe zurück: „Seht ihn hier vor Euch stehn!“ rief er und bot ihnen die Hand, die sie mit Küssen überdeckten.

Nach dem ersten Erguß ihrer Freude über diese unerwartete Heimkehr wurde verabredet, der Schmied, der Wagner und der Fleischer sollten alsbald in Angeloch und in der ganzen Umgegend soviel waffenfähige Mannschaft zusammenbieten als möglich, und sie noch im Laufe derselben Nacht heimlich auf die Burg führen; der Wirth aber übernahm es, die Edelfrau auf die Erscheinung ihres Gatten vorzubereiten, damit ihr die Ueberraschung nicht lebensgefährlich werden möge.

So geschah es auch. Am andern Morgen um die neunte Stunde nahte sich ein großer Zug von Reitern der Burg Angeloch; ihnen voran sprengte der Ritter von Asbach in prächtigem Schmucke, von drei anderen Edelleuten begleitet, die er

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 563. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_563.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)