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Wenn hoch sich die Woge dann kräuselt und schäumt,
Empor gleich dem Rosse der Kahn sich bäumt;

Dann fühlet der Knabe die fröhlichste Lust,

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Er wird sich der eigenen Kraft bewußt;


Vergnüget sich so manch einsamen Tag,
Treibt’s Spielwerk den Schiffern zur Noth und Plag.

Er stauet mit Steinen den Neckar so voll,
Daß öfters aus seinen Ufern er quoll;

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Er schleudert die Felsen so kunstreich und klug,

Als ob eine Brück’ er den Städtern schlug. –

Einst kehrt von der Wandrung der Alte nach Haus,
Er hatte bestanden den rühmlichsten Strauß.

Es jauchzt ihm das Herze, als hoch auf den Höhn,

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Er sieht seinen Jungen so stattlich und schön:


„Ihr ziehet die Stirne stets finster und kraus,
Herr Vater, so oft Ihr nur wandert hinaus;

„Doch kehret Ihr wieder zur Heimath zurück,
Dann strahlet so freudenverklärt Euer Blick.

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„Mich dürstet’s nach Thaten, es treibt mich zum Kampf,

Aufwirbeln nur seh’ ich vom Städtlein den Dampf.

„Herr Vater versucht es und nehmet mich mit,
Zufrieden seyn sollt Ihr mit meinem Ritt!“ –

„Was kommt dir zu Sinnen, du winziger Daus?

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Du willst in die Welt mir vor Zeiten hinaus!“


„Herr Vater, so prüfet nur einmal die Kraft,
Die weichlich durch Müßiggang endlich erschlafft!“ –

„Und willst du denn opfern den Frieden zu Haus
Dem Kampf mit dem Zwergen, dem nächtlichen Graus:

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 544. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_544.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)