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Soll immerfort ihn hetzen der Hölle wildes Heer,
Und selbst im Grabe letzen soll keine Rast ihn mehr!

„Gott mög’ ihm nie verzeihen, ihm nie barmherzig seyn!

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Mein Sohn, um Rache schreien soll selbst dein Leichenstein,

Und wie mit dir, mein Leben, des Vaters Stamm erlischt,
Sey auch der Name Hirschhorn im Lebensbuch verwischt!“ –

Sie hören All’ erbleichend der Mutter grausen Fluch,
Als müßte selbst die Leiche aufschrecken aus dem Tuch;

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Doch lächelt sie voll Frieden, aus ihren Zügen spricht:

Vom Haß bin ich geschieden, dort oben zürnt man nicht.“

E. Schuler.


Die Ahnung.
(1655.)

Warum so trüb, gestrenger Herr?
Warum denn so allein?
Ihr schaut ja in das Abendroth,
Und nicht in’s Grab hinein! –

5
„Ich schaue in das Abendroth,

Mir deucht’s ein See von Blut;
Mir deucht’s ein weites Flammenmeer
In seiner dunklen Gluth.

„Und seht nur, wie es gierig sich

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An meine Burgen legt,

Und aus den Fenstern, aus den Höh’n
Mit Purpurzungen schlägt!“ –
Herr Pfalzgraf, ei! was fehlt Euch denn?
So sah ich Euch noch nie;

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Welch tolle Bilder malet doch

Erhitzte Fantasie! –

„Nicht Fantasie, mein Burgvogt, nein!
Ich fühl’s im Herzen tief,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 532. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_532.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)