Um Mittnacht auf dem Markte liegt Hans von Handschuchsheim,
Er liegt in seinem Blute; die Mutter schläft daheim;
Er liegt so still, so friedlich, es ist sein letzter Schlaf –
Der Truchseß mit dem Degen tief in das Herz ihn traf.
Die Mutter schläft zu Hause; im Blut der einz’ge Sohn,
Er lächelt wie ein Kindlein, als hätt’ er nie gegrollt,
Als hätte nichts als Liebe sein Blut von je gerollt.
Sie tragen über’n Neckar ihn stumm nach Handschuchsheim,
Sie tragen ihn zum Schlosse, sie pochen an der Thür,
Da tritt mit einer Lampe die Mutter bang herfür.
Da zucket um die Leiche der Fackeln rother Schein,
Ihr Angesicht, das bleiche, wird selbst wie todter Stein,
Ergraut sind ihre Haare – ihr Athem ist entflohn.
Und wie sie wieder aufwacht und wieder kennt den Sohn,
Sie hell zum Himmel auflacht wie aller Welt zum Hohn.
„So hüllt man dich in Rosen, mein gutes armes Kind!
„Durch Friederich von Hirschhorn,“ – tönts aus der Träger Mund.
„Ha, Friederich von Hirschhorn! so möge mir zur Stund,
Der Herr des Himmels leihen solch einen Rachestrahl,
Daß ich den Mörder zeichne für Ein und alle Mal!
Verflucht sein Stamm und Sitz seyn, und wenn er Ruhe sucht,
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 531. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_531.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)