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2.
Der Mutter Fluch.

Um Mittnacht auf dem Markte liegt Hans von Handschuchsheim,
Er liegt in seinem Blute; die Mutter schläft daheim;
Er liegt so still, so friedlich, es ist sein letzter Schlaf –
Der Truchseß mit dem Degen tief in das Herz ihn traf.

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Jetzt ist aus seinem Busen der laute Haß geflohn;

Die Mutter schläft zu Hause; im Blut der einz’ge Sohn,
Er lächelt wie ein Kindlein, als hätt’ er nie gegrollt,
Als hätte nichts als Liebe sein Blut von je gerollt.

Sie tragen über’n Neckar ihn stumm nach Handschuchsheim,

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Den einz’gen Sohn der Wittwe; die Mutter schläft daheim;

Sie tragen ihn zum Schlosse, sie pochen an der Thür,
Da tritt mit einer Lampe die Mutter bang herfür.

Da zucket um die Leiche der Fackeln rother Schein,
Ihr Angesicht, das bleiche, wird selbst wie todter Stein,

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Auf blutbefleckter Bahre sieht sie den theuren Sohn,

Ergraut sind ihre Haare – ihr Athem ist entflohn.

Und wie sie wieder aufwacht und wieder kennt den Sohn,
Sie hell zum Himmel auflacht wie aller Welt zum Hohn.
„So hüllt man dich in Rosen, mein gutes armes Kind!

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O sagt, durch wen sie sproßen? O sagt’s mir an geschwind.“


„Durch Friederich von Hirschhorn,“ – tönts aus der Träger Mund.
„Ha, Friederich von Hirschhorn! so möge mir zur Stund,
Der Herr des Himmels leihen solch einen Rachestrahl,
Daß ich den Mörder zeichne für Ein und alle Mal!

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„Mein Fluch soll dieser Blitz seyn, sein Name soll verflucht,

Verflucht sein Stamm und Sitz seyn, und wenn er Ruhe sucht,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 531. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_531.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)