Und sich der Teutschen Gunst im Voraus schon bewahre.
Er komme nur getrost und ziehe friedlich ein!
Zwar werden wir ihm hier ein strenger Mahner seyn,
Doch dinget man bei uns nicht blutbegier’ge Horden,
Der Kurfürst sprichts mit Ernst, ertheilet die Befehle,
Und zieht sich dann zurück in seines Schlosses Säle.
Indessen war die Schaar der Franken angekommen
Und hat auf flinkem Roß den Burgweg bald erklommen.
Von Gold und Edelstein! Was selbst die fernsten Lande
An auserlesnem Schmuck, an einzig schönen Gaben,
An Farbenpracht und Werth nur darzubieten haben,
Dies Alles sieht man hier in seltenem Verein.
Des Tigers scheckig Fell, des Hermelines Pelz,
Die Perlenmutter auch in lichtem Farbenschmelz,
Vom Reiher und vom Strauß die reiche Federnpracht,
Von Helm und Harnisch dir mit Lust entgegenlacht.
Heinrich von Valois auf seinem Berberroß;
Hoch sieht man ihn empor aus ihrer Mitte ragen,
Stolz wieget sich sein Haupt, bestimmt die Kron’ zu tragen.
Jetzt ist das Thor erreicht; weit öffnet es die Flügel;
Wirft Peitsch’ und Zügel ab – Doch wie? Was soll das seyn? –
Er findet sich erstaunt im weiten Hof allein!
Kein Diener ist zu sehn von Nahe noch von Fern;
Welch’ schmählicher Willkomm so königlichem Herrn!
Wird endlich an der Thür’ der stolze Gast empfangen.
Zwei teutsche Edelleut’, gepanzert ganz in Stahl,
Die führen schweigend ihn bis zu dem Kaisersaal.
Da plötzlich öffnet sich die zwiegespalt’ne Pforte –
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 521. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_521.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)