Stumm blicken beide Grafen auf’s goldene Geschirr;
Gar üppig schmeckt der Braten. – „Was denkt ihr Herrn von mir?“ –
Ich hab’ euch eingeladen und sicher hergeführt.“ –
„Mit Nichten!“ – spricht Herr Ulrich – „Ihr haltet guten Tisch;
Gar würzig schmeckt der Braten, gar köstlich lockt der Fisch;
Nur Brod allein vermiss’ ich; das Brod würzt Speis’ und Trank …“
Und von dem Mahle geht er an’s offne Fenster hin,
Die Gäste folgen staunend; er spricht: „Seht den Gewinn!
Schaut hin auf alle Felder, die ihr zu früh gemäht;
Jetzt faßt euch selbst die Sichel, die ihren Herrn verräth!
Ei, werdet satt vom Segen, den euer Schwert verheert! –
Euch duften zwar andre Speisen, das Brot fehlt euch allein;
Doch Mancher seufzt und betet: wär’ nur ein Krümchen sein!
Ihr stolzen Herrn und Grafen! Was gilt Euch Volk und Land? –
Nicht blos an Brot und Saaten, nein, an des Volkes Mark!
Doch Gott im Himmel richtet und meine Faust ist stark.
Ihr Gäst’ an meiner Tafel, laßt euch nicht stören mehr!
Füllt an die goldnen Becher; der meine, seht! ist leer.
Das Volk hat Lieb’ und Treue, der Leu bewacht sein Haus!“
Die gefangenen Fürsten blieben an die ¾ Jahr in strengem Gewahrsam und wurden nur gegen ein bedeutendes Lösegeld frei gegeben. Fik. Artzt (Gesch. sr. Z. Cap. I) sagt hierüber:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 508. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_508.jpg&oldid=- (Version vom 6.11.2018)