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Mit deinem Waidwerk hast du sie betrogen.
Ritter und Knecht der hast du viel,

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Mit den hast du sie lustiglichen umbzogen.


Dein Garn hast du so weit uffgespreit,
Mit noßbaumen Laub wärst du wohl gekleit.
Die Buwern kunnten das eben gemerken,
Eilfhundert Pferde du in dem Felde hätt;

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Mit sechstausend Buwern möchtest du dich wohl stärken.


Der Leue hat sich lange Zeit sehr gewehrt,
Bis ihme Gott nu drei Falken hat beschert’
Die lange Federn solle er ihne usrupfen,
Daß sie ihme in kein Schloß kunnen gefliegen,

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Neben seins Lande laß er sie hinhupfen.


Redelich Schellen, die hafte ihnen an!
Nimm Guts genug und heiß sie werden Mann,
Daß sie dich mit der Absolution nit betriegen.
Burgen, Siegel und Brief die heiß dir geben,

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Ehe du die Falken wieder lässest fliegen:


O ihr Hauptstädte alle uff dem Rhein!
Den Leuen lasset Euch mit Fleiß befohlen seyn,
Denselben sollt Ihr allwegen weiden,
Wann ihr gen Frankfurt in die Messe wollt:

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So kann er Euch geben das recht Geleide.


Der dies Gedicht hat gemacht,
Zwar er hat es wohle betracht.
Nachdem es auch ist geschehen,
Gott gebe ihm hie auch lange Frist,

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Der Wahrheit mußt’ er sich verjehen.[1]

  1. Der von dem Pfalzgrafen Friedrich gegen den Markgrafen Karl von Baden, seinen Bruder, den Bischof von Metz, und den Grafen Ulrich von Würtemberg, welche in das Amt Heidelberg eingefallen waren, erfochtene Sieg fand statt im Jahr [500] 1462. Die genannten drei Fürsten wurden gefangen und mit ihnen ein Graf von Werdenberg und einer von Leiningen, so wie mehrere andere Ritter und Knechte. Ein Herr von Brandis, ein Graf von Helfenstein und sonst noch ettliche von der Ritterschaft blieben auf der Wahlstatt. Von Seiten des Pfalzgrafen hat Niemand, denn ein Ritter, Herr Wiprecht von Helmstadt, sein Leben dabei verloren.
    Das Lied ist aus einer alten Handschrift auf der Heidelberger Bibliothek. Siehe auch die Volkslieder der Deutschen, herausgegeben von Frhr. v. Erlach. Band II. Seite 254 und fg. Siehe ferner Wolff’s histor. Volkslieder, Seite 240.
    Man vergleiche mit diesem Liede G. Schwab’s Romanze: „Das Mahl zu Heidelberg.“ Siehe dieselben weiter unten, Seite 509.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 499. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_499.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)