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der Betrug schon zur Hälfte gelöst. Kemnat hatte die Entwürfe der Lützelsteiner ausgekundschaftet, die nächtlichen Zusammenkünfte Eleonorens mit dem Mönch und den fremden Rittern in dem Augustinerkloster hatten seinen Verdacht aufgeregt und ihn bewogen, seinen Zögling zu bitten, Vorsichtsmaßregen zu treffen. Zwei seiner Hofjunker, ein Gemmingen und ein Geispitzheim, hielten abwechselnd bei ihm die Nachtwache. Als die Unthat verübt werden sollte, war die Reihe der Wache an dem Erstern. Der muthige Ritter blieb unerschrocken, als der Mönsch, nachdem er seine Rolle als Satan ausgespielt hatte, noch in der ganzen Hülle desselben in Friedrichs Zimmer trat, vermuthlich um die Ausführung des Unternommenen zu sichern. Gemmingen, verwundert über diese Teufelserscheinung, zieht das Schwert, dringt auf das Ungeheuer ein, erkennt sogleich an dem gezückten Dolche den gedungenen Mörder und stößt ihn nieder. In diesem Augenblick erscheinen auch die beiden Ritter, den bebenden Ludwig mit sich führend. Kaum aber sehen sie, was indessen vorgefallen, und daß ihr Plan gescheitert ist, so ergreifen sie die Flucht. Am Morgen nach dieser Nacht war auch Eleonore verschwunden.

So war Friedrich I. gerettet; Ludwig IV. aber, auf den diese Begebenheit geisteszerrüttend gewirkt hatte, starb bald darauf, nachdem er seinem Bruder die Vormundschaft über seinen noch unmündigen Sohn übertragen. Friedrich, später der teutsche Achilles, oder der Siegreiche genannt, herrschte nun allein über die Pfalz, und die Zeit seiner Regierung (1450–1476) bildet die glänzendste Periode jenes Landes.

(Siehe Max v. Ring’s „Malerische Ansichten der Ritterburgen Teutschlands.“ II. Abtheilung, Seite 67.)


Derbe Warnung.

Als Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz, der Siegreiche genannt, einst auf der Jagd eine steile Bergklippe hinaneilte, fing ein altes Weiblein, so nicht weit davon Holz las, heftig an zu schelten, und rief ihm zu: „Hast du nun keinen andern Weg finden können? Hat dich der Teufel da hinaufgeführt, so

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 494. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_494.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)