Daß ich Dich will noch einmal und herrlich wiedersehn;
Was noch im Bayernlande von kühnen Männern lebt,
Die biet’ ich auf zum Kampfe – was noch die Klinge hebt!
Und beim dreieinigen Gotte und meiner Ritterschaft!
Und an demselben Tage, der seine Freiheit schaut,
Führ’ ich Dich heim nach Bayern als herzogliche Braut!“ –
Doch kaum hat er’s geschworen, faßt ihn der Pfalzgraf an,
Der leis herbeigeschlichen: „Halt ein, du stolzer Hahn!
Folg’ mir, Du kecker Freier! – Du bist in meiner Macht!“
Der Gefangene.
In hoher, enger Kammer, von Welfen streng bewacht,
Steht Ludwig, Bayerns Herzog, gefangen in der Schlacht,
Er sieht durchs Gitterfenster hinaus ins freie Land,
„Wie frei die Lüfte sich regen, dort außen vor meiner Haft,
Wie frei die Aeste schwanken in reifend rüstiger Kraft!
Das Vögelein schlägt an’s Fenster, als neck’ es mich ob dem Bann,
Drinn ich hier muß verkümmern als ein geschlagener Mann!
Du aller Wesen Sonne, Du aller Kräfte Heil!
Den Schwachen schaffst du zum Riesen, den Sterbenden gesund,
Und ich darf dein nicht genießen auf eignem Land und Grund!“
Inmitten seiner Klagen tritt stolz der Pfalzgraf ein
Du wolltest Alles mit rauben, was Gott mir zugetheilt;
O Ludwig, Bayernherzog, das war doch übereilt!
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 489. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_489.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)