Seite:Badisches Sagenbuch II 471.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Zuerst wurden die vielen Grüße, unter Hinweisung auf den Zwergsack, ausgerichtet und dann bemerkt, daß die Wache bald abgelöst würde. Als der Posten abgelöst war und die beiden Freunde sich in der großen Stadt, in einem Wirthshause, unter Zuzug des väterlichen Mundvorraths, gütlich thaten, sprach Hansjörg: „Sage Jörgnickel, wie kamst du auf den Einfall, hierher zu gehen?“ Dieser sagte nun offen und ehrlich, daß sein dreifacher Traum die Veranlassung gewesen wäre, jedoch, daß er auf der Brücke keinen Schatz, trotz aller Aufmerksamkeit, gefunden habe. Unser Reichssoldat war schon aufgeklärt und lachte über den Traum und sprach: „Gerade so habe ich dreimal nach einander geträumt, in dem Garten meines Vaters, unter dem großen Holderstock, hätte ich einen herrlichen Schatz gefunden, und darum gehe ich doch nicht heim. Doch es ist recht, daß du hier bist. Wir wollen recht lustig seyn und dann gehest du wieder in den Odenwald, grüßest Vater, Mutter und die Deinen herzlich und sagst, daß ich nach einem Jahre komme!“ Nach zwei Tagen ging „Jörgnickel“ wieder fort, kam zur Freude der Seinigen gesund an und richtete Alles pünklich aus. – Als er mit dem Vater allein war, erzählte er, daß er keinen Schatz gefunden, aber auch von „Hansjörg“ einen ähnlichen Traum erzählt bekommen habe. – Dem Vater war die Sache nicht gleichgültig. In der Nacht nahm er sein Grabscheit, ging zu dem bekannten Holderbusche und fand einen großen, eisernen Hafen voll Geld. Dieses Geld hielt er verborgen, kaufte sich nur langsam nach und nach eigenes Gut und wurde ein vermögender Mann. Da aber sein ehemaliger Bauer und dessen Sohn gestorben waren, kaufte er auch noch dessen Gut und übergab es seinem Sohne.

Als er aber auf das Todesbett kam, ließ ihm sein Gewissen keine Ruhe und er entdeckte seinem Beichtvater, daß er ehemals in seines Bauern Garten einen großen Schatz gefunden und behalten habe. Der Beichtvater gab ihm den Trost, weil man doch nicht bestimmt wüßte, wem das Geld gehört hätte, er solle für die Ruhe seiner Seele, zu Ehren des heiligen Kreuzes, eine Kirche stiften.

Dieses geschah und somit starb der Mann beruhigt. Heutigen

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 471. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_471.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)