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links Steine hart am Ohre vorbei, ohne daß trotz seines freundlichen Zurufs darin Einhalt geschah. Als er nun aber zu schimpfen und zu fluchen begann, schmetterte ein ganzer Hagel von Steinen auf ihn los. Noch obendrein durch unsichtbare Prügelfaust von Kopf bis Fuß durchgewalkt, gelang es ihm nur mühsam, von der Burg sich zu schleppen und bluttriefend die Stadt zu erreichen, wo er mehrere Wochen zu seiner Heilung verwenden mußte. Die Sage fügt noch bei, der Geist des Burgkochs habe auch solches Alles verübt.

(Nach mündl. Ueberlief. mitgetheilt von Lehrer Zimmermann.)


Die zwei letzten Burgherren.

Die letzten Sprossen der Familie von Windeck waren zwei Brüder, die sich aus Geiz nie verheiratheten, und überhaupt auf Alles, woran ein gewöhnliches Menschenkind Lust und Freude findet, verzichtet hatten. Eine einzige Gesellschafterin war im Schlosse, welche ihnen dessen leere Hallen etwas beleben half, nämlich eine Meise, die sie täglich, trotz ihres Geizes, mit einer ganzen Nuß regalirten. Eines Tages jedoch erwogen sie, welcher entsetzlichen Anzahl von Nüssen sie das Jahr hindurch zum Unterhalte des kleinen Lieblings bedürften, und der Schrecken über diese arge Verschwendung wirkte so stark auf ihr Gemüth, daß sie nicht allein das halbverhungerte Thierlein sofort zum Fenster hinaus fliegen ließen, sondern am folgenden Tage, zur Freude der Stadt Weinheim, aus Gram über die verschwendeten Nüsse, des Todes verblichen.

(Siehe J. Baader’s „Sagen der Bergstraße, des Odenwalds etc.“)


Das Burgfräulein von Windeck.

Halt an den schnaubenden Rappen,
Verblendeter Rittersmann!
Gen Windeck fleucht, dich verlockend,
Der luftige Hirsch hinan.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 467. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_467.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)