Seite:Badisches Sagenbuch II 463.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Jetzund auch auf des Burghern Wohl
     Schenkt’ mir der Knab’ den Becher voll:
Nie soll die Burg vor’m Feinde beben;
     Der edle Herr soll friedlich leben!“

Er leerte den Becher und schleuderte ihn weit hinaus unter das Volk, das ihn mit donnerndem Jubelrufen auffing. Ein zweiter Pokal ward ihm nun dargereicht, worauf er fortfuhr;

„Dem Meister, so den Plan entwarf,
     Den Riß gezogen fein und scharf,
Die Bogen wölbte und die Hallen,
     Ihm soll das zweite Hoch erschallen!“

Er leerte den Becher; der Volksjubel wiederholte sich, er aber redete weiter:

„Zum Dritten ist der Becher voll;
     Den leer ich auf der Herrin Wohl,
Um die ich ringen will und werben,
     Für die ich leben will und sterben.

„Und wenn sie mich nicht minnen will,
     So duld’ und leid’ ich ewig still;
Hoch stehen auch des Himmels Sterne,
     Doch labt ihr Blick in weiter Ferne.“

Plötzlich riß der Wind das blaue Band, Adelheids Geschenk, vom Kranze; der Jüngling will es noch erhaschen, aber zu weit sich vorbeugend, stürzt er herab von der schwindelnden Höhe. Entsetzen betäubt die Zuschauer, zerschmettert liegt der Jüngling unten auf den Felsenplatten, Adelheid, gleich einer starren Leiche, in den Armen ihres Vaters. Unbeschreiblich jammervoll war der Zustand des alten Baumeisters Pilgram, der nun das letzte Glück seines Lebens vernichtet sah; sein namenloser Schmerz ließ ihm keine lindernde Thräne. Unter den allgemeinen Wehklagen der Menge verklang das Fest.

Albrecht ward an der Stelle begraben, wo er den Tod gefunden. Ueber seiner Gruft baute sich Pilgram eine Hütte,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 463. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_463.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)