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„Ach, jetzt lauft Wein!“ –
„Und Du bist mein!“

sprach eine schwarze Gestalt, die plötzlich hinter ihm stand und ihn ergriff, und auf immer mit ihm verschwand.

(Siehe Mone’s „Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit.“ Jahrgang 1839.)


Sage vom Schloß Windeck.[1]

Der Graf Walther, Vogt von Weinheim, war ein reicher, hochgeehrter Mann. Am Marktplatze, der Kirche gerade gegenüber, lag sein stattliches Wohnhaus, freundlich von Außen, doch im Innern zehnmal freundlicher, denn sein fröhlicher Muth schien alle Wände zu beseelen. Ernst, pünktlich und unverdrossen trug der Graf die Sorge für die Stadt, keine Mühe war ihm zu viel, keine Arbeit zu schwer, wenn er nur Abends ein Stündchen erübrigte, das er ganz sein nennen und mit einem verständigen Manne verplaudern konnte, wobei denn das Kelchglas mit süßem Behagen öfters geleert zu werden pflegte. Aber außer der guten Laune des alten Herrn, außer dem perlenden Rebensafte, gab es im Hause noch eine weit köstlichere Würze:


  1. Der Name der Stadt Weinheim, ursprünglich Winenheim, wie auch der der Burg Windeck (Win-deck, eine Decke des Weins), soll daher rühren, daß im Innern des Berges eine große Menge von Wein verschlossen ist. In den Rhein. Provinzialblättern, Jahrg. 1838, März- und Aprilheft, wird diese von Chamisso so schön bearbeitete Sage etwas verändert und ziemlich breitgetreten erzählt; dem ungenannten Verfasser schwebte gewiß Al. Schreibers Sage von Neu-Windeck „die todte Braut“ (s. den Sagencyklus von Bühl und Umgegend) vor, während Chamisso’s Sage eine Variante der Sage von Aug. Stöbers „Kellermeister auf Arnsburg“ ist. (S. Stöbers „Elsässisches Sagenbuch,“ S. 384).
    Dem Volksglauben nach geht auch auf Windeck ein Koch oder Kellermeister herum, vorzüglich am Gründonnerstage. „Da wird man geworfen oder sonst geneckt.“ Zum Belege dieser Sage wird erzählt, ein Pfälzischer Kammerherr sei auf diesen Tag einmal mit großen Schmerzen an den Füßen von da zurückgekommen. (Grimm, Vorzeit und Gegenwart an der Bergstraße etc. S. 168.)
    (Siehe J. Baaders Sagen der Pfalz, der Bergstraße und des Odenwaldes etc. S. 318.)
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 459. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_459.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)