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Adel, welcher nur Geschwistert Kind mit dieser Gertraut von Gemmingen war (es kann ein Dahlburger, Münchinger oder Erlacher gewesen seyn), vor Handschuchsheim, wollte ihr sammt seinen Gesellen helfen und sie entschütten (entsetzen), aber weil sie ihn nicht kannte unter dem Tumult, und vielmehr vor ihren Feind hielte, ward er bald erschossen, und soll sie, zum Unglück, solches Geschoß mit eigener Hand geladen und losgebrannt haben; da sie es erfuhr, ward sie hochbekümmert, aber geschehen war geschehen.

(Obiger Auszug findet sich abgedruckt in Julius Lampadius (Leichtlin) „Beiträge zur Vaterlandsgeschichte“ S. 78.)


Die Todten wollen begraben seyn.

Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts geschah es in einem alten Hause zu Weinheim, daß, wenn in der Schlafkammer des unteren Stockes das Licht ausgelöscht war, jedesmal eine weiße Taube an der nämlichen Wand hin und her flatterte. Die Leute suchten Hülfe bei den Karmelitern, allein denselben gelang es nicht, den Spuck zu vertreiben. Endlich wurde die Wand genau untersucht und in einem verborgenen Raume das Gerippe eines neugeborenen Kindes gefunden. Man begrub solches auf dem Kirchhofe, und seitdem hat die Taube sich niemals wieder sehen lassen.

(Siehe Mone’s „Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit.“ Jahrg. 1839.)


Wein aus den Brunnen.

In Weinheim stritten einmal zwei Bürger darüber, ob in der Christnacht aus den Brunnen Wein laufe. Um zu erfahren, wer Recht habe, stellte der Eine in der Christnacht seinen Knecht an einen Röhrbrunnen, seinem Hause gegenüber; er aber und der andere Bürger paßten mit einander am Fenster auf. Schon einige Mal hatte der Knecht am Brunnen verkostet, aber es war nur Wasser, als es aber zwölf schlug, trank er wieder, und rief:

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 458. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_458.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)