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Zog wiederum zu seiner Frauen,
Die er mit Freuden an thut schauen,

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Und küßt das Kind, umfängt das Weib,

Drückt sie zu sich an seinen Leib,
Fing an zu weinen gleich dem Kind,
Bat um Verzeihung seiner Sünd.

Drauf sprach die Frau: „Wir sollen loben

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Sanct Katharin im Himmel droben,

Denn da ich mich vor Leid getödtet,
Und lag in allen meinen Nöthen
Zu mir schon kamen höll’sche Knaben,
Mein’ Seel sie wollten genommen haben,

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Da hat die heilge Katharin

Für mich gebeten; Gott verziehn,
Daß er den Leib der Seel noch ließe,
Daß sie in ihm noch konnte büßen.“

Die Frau ließ drum ein Kloster bauen,

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Die Heilge im Gebet zu schauen;[1]

Der Ritter zog in’s heilge Land,
Vom Handschuh große Kraft empfand;
Den Rosenkranz, den Handschuh weiß
In’s Kloster gab nach seiner Reis’;

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Ein Dorf thät sich um’s Kloster bauen,

Dort ist der Handschuh noch zu schauen,[2]
Und manch ein Lied und manch ein Reim
Preißt noch die Herrn von Handschuchsheim.[3]



  1. An der Westseite der Kirche im „Nonnengarten“ trifft man Fundamente und Gewölbe des Frauenklosters, welches einst hier bestand und unter dem Namen der „Jungfrauen in der Klause,“ so wie der „Mutter und Schwestern in der Klause“ in alten Weißthümern des sechszehnten Jahrhunderts und im Lorscher Judicialbuche vorkommt.
    (Leonhords „Freundenbuch für Heidelberg etc.“ S. 189).
  2. In der Kirche zu Handschuchsheim befinden sich viele Grabsteine, Monumente, Wappen etc. welche sich auf die Edlen von Handschuchsheim beziehen und durch das Familienwappen, einen silbernen Handschuh im blauen Felde, kenntlich sind.
  3. [457] Ueber 500 Jahre hindurch stand das uralte Geschlecht der Handschuchsheimer in Blüthe und großem Ansehen, bis der Letzte des Stammes, Johann von Handschuchsheim, im Jahr 1600 von Friederich von Hirschhorn in einem Zweikampfe auf dem Marktplatze zu Heidelberg erstochen wurde. Ein Denkmal in der Handschuchsheimer Kirche, den letzten Herrn von Handschuchsheim in voller Kriegsrüstung darstellend, mit einem Löwen zu Füßen, hat folgende, auf jene That bezügliche Inschrift:

    „Als man zählt 1583 Jahr,
    In der Nacht den 25. Juni zwar,
    Ward geboren Hanns von Hantschuchsheim.
    Auf Einen stunde der Adeliche stamm allein.

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    Von Kurfürst Friedrichen Pfalzgraven bei Rhein

    Ward beschrieben gen hoffe zu reiten ein.
    Zu dienen stellt er sich gehorsamlich dar,
    Sein’s Alters fünfzehn und ein halbes Jahr.
    Zu Heidelberg auf dem Markt bei Nacht

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    Friedrich von Hirschhorn in hardt stach

    Den 14. Decembris im sechzehnhundertsten Jahr.
    Ueber siebenzehn Tag hernach sein Leben endet gahr.
    Alles ist gegeben in des Herrn handt.
    Er lößt keine Uebelthat ohnbelandt.

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    Ob ich schon zeitlich werde gerücket hin,

    Sterben ist meines lebens gewinn.“

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 456. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_456.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)