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rechtsabwerts ein einsamer Feldweg, an dem Schützenhäuschen vorüber, durch die menschenleere Flur. Schwermüthige Stille umgibt den Wanderer; nur zuweilen noch tönt der Knall einer Peitsche von der Straße herüber, bald aber verliert sich auch diese Spur des Lebens in der schauerlichen Einöde. Der Wanderer überläßt sich ernster Betrachtung. Plötzlich weckt ihn ein Geräusch; er wendet die Augen rechts, ein Schwarm aufgescheuchter Staare schwirrt kreischend aus rauschendem Schilfe und hier ist das Teufelsloch, eine grauenvolle, sumpfige Tiefe, von Unken bewohnt und scheußlichen Molchen. Durch den Nebel der Vorzeit lispelt die geheimnißvolle Sage.

In dem Dorfe Dornheim, welches mit dem benachbarten Mannheim zur Burg Rheinhausen gehörte, wohnten einst drei wohlhabende Brüder, die sich theils vom Fischfang, theils vom Ackerbau nährten. Sie besaßen, fast am Ende der Gemarkung, ein großes Stück Ackerland, auf das sie, seiner Fruchtbarkeit wegen, besonderen Fleiß verwendeten. Sie wünschten, da es ihnen an Wasser fehlte, dort einen Brunnen zu haben und begannen auch einen solchen zu graben. Durch vereinte Anstrengung gelangten sie bald in bedeutende Tiefe, doch fanden sie, seltsamer Weise, keine Spur von Wasser. Ueberdies begegneten ihnen bei dieser Arbeit allerlei Unfälle. Oefters rollte die aufgegrabene Erde wieder hinunter und verschüttete die Tiefe; zuweilen zerbrachen ihre Schaufeln in lockerem Sande; ja einmal setzten sich zahllose Raben rings um die Grube und krächzten aufs Wildeste; ein andermal als die Brüder gerade zur Arbeit kamen, sahen sie eine weiße Frau in der Grube schweben, u. s. w. doch ließen sie sich durch Alles das nicht abhalten, weiter zu graben. Endlich stießen sie mit ihren Spaten auf eine große, eiserne Platte; die Schläge darauf mit der Hacke widerhallen dumpf; nur um so emsiger schürften die Brüder, aber die Erde wurde so schwer und dicht, daß die Geschirre fast bei jeder Anstrengung brachen. Angstschweis rollte von den Stirnen der Brüder; sie konnten die Arbeit unmöglich weiter fördern. Der Jüngste von ihnen eilte in das Dorf, um Hülfe zu holen, indessen die beiden Andern sich wieder an’s Werk machten. Da war’s ihnen plötzlich, als hörten sie dumpfes Donnerrollen tief im Innern der Erde. Erschrocken hielten sie eine geraume

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_449.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)