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in die Hand, machte ihm aber zur strengen Pflicht, ja nicht so spät heimzukommen, weil sie sonst in tausend Sorgen leben müsse. Bastian versprach Alles, was sie wollte, steckte noch all sein erspartes Geld in die Tasche und als Liese ihm darüber schüchtern Vorstellungen machte, warf er ihr hin: „Pah! wenn man’s auch nicht ausgibt, so steht’s dem Bräutigam doch wohl an, wenn ihm beim Tanz die blanken Thaler in der Tasche klingen!“

Jubelnder Frohsinn erfüllte die Straßen Mannheims; unter freiem Himmel wurde gesotten und gebraten, getrunken und geschmaußt; reihenweise saßen die lustigen Zecher, fröhliche Lieder schallten durch das Getümmel des Volks, dazwischen tönten nah’ und fern die Pfeifen und Geigen der Musikanten, die allerlei schöne Tanzweisen aufspielten. Bastian und seine Liese wähnten sich im Himmel; beide tanzten heute zum Erstenmale, so gut es eben ging, aber die Neuheit dieses Vergnügens wirkte auf sie mit ihrem ganzen Reize. Minuten erst schienen vorübergeflogen, da war der Abend schon da, da war die Stunde gekommen, die Liesen nach Hause rief. Mit blutendem Herzen verließ sie das herrliche Zelt, doch wollte sie dem Gebot ihrer Dienstherrschaft nicht ungehorsam seyn und Bastian begleitete sie bis an ihre Wohnung, wo er ihr auf der Schwelle feierlich versprach, sich gleichfalls unverzüglich nach Hause zu begeben. In der That war dies auch Bastians fester Wille und Vorsatz. Der Rückweg nach seines Vaters Hütte führte ihn wieder über den „Sand.“ Ein neues Vergnügen wär’ es ihm jetzt gewesen, das Fest als Zuschauer zu überblicken, doch, seines Versprechens eingedenk, ging er mit schnellen Schritten vorüber, nur zuweilen sich noch nach dem lockenden Schauplatze umsehend.

Um einen großen Tisch, auf dem mehrere Lichter brannten, drängten sich viele Menschen, meistens Soldaten; ihr oft wiederholtes Gejubel und Beifallsklatschen reizte Bastians Neugier, und als er näher trat, erkannte er den Tyroler, mit dem er Tags zuvor im Durlacher Hofe gesungen und gezecht hatte. Der Tyroler würfelte mit einem Juden um Geld und gewann fast immer. Nebenbei wetteten viele der Umstehenden, theils auf den Juden, theils auf den Tyroler, und das Alles ging

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 442. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_442.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)