Seite:Badisches Sagenbuch II 441.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

indessen fort,“ – sagte der Wirth zu mir: Da, Bastian, setz’ dich her und iss und trink’, so lang’s dir gut schmeckt! – Ich ließ mir das natürlich nicht zweimal sagen. Da saß auch der Jäger des Grafen – den Namen hab’ ich vergessen – der ist ein Tyroler, ein kreuzlustiger Kerl; wir haben miteinander gesungen und angestoßen, nun, da konnt’ ich nicht so leicht fortkommen; die Gäste saßen um uns herum, horchten zu und schenkten uns immer die Gläser wieder voll; sonst wär’ ich schon lange zu Hause! Ich weiß auch jetzt, was die Jubelmesse morgen bedeutet; es hat’s mir Einer erzählt: der Churfürst hätte vor dreizehn Jahren die Gerechtigkeiten der Stadt bewilligt, und zum Andenken an diesen Freudentag wären eben diese Festlichkeiten zur alljährigen Feier festgesetzt worden.“

„Ja, so verhält es sich wirklich!“ – bemerkte der alte Hamm – „aber Bastian, Junge, du hast, scheint’s mir, ein wenig zu tief in’s Glas geguckt, ich denke, du thust nun am besten, du legst dich zu Bette und schläfst aus.“ – „Ja, aber der Tyroler“ – begann Bastian wieder mit Lachen – „der kann’s! Trinkt der doch den Wein hinab, wie wenn’s Neckarwasser wäre; und der Wirth hat gesagt, ich sollte nur zutrinken, es koste nichts, und sollte morgen in sein Zelt kommen, da könnt’ ich tanzen, so lang’ ich wollte, – die Musikanten wären frei. Gelt, Vater, da darf ich hin mit meiner Liese? – und doch tanz’ ich – und da tanzen wir – und –“ Der Vater wurde jetzt etwas verdrießlich und sagte: „ja, ja! geh’ nur jetzt und leg’ dich schlafen!“ was denn auch gleich geschah.

„Froh bin ich,“ – sprach der Vater, als er nun wieder mit seinem Weib allein war – „wenn der Junge einmal verheurathet ist; ich fürchte sonst, er wird mir noch lüderlich!“ Das wollte die Mutter aber nicht aufkommen lassen. „O geh!“ – versetzte sie – „was ist denn Arges daran, wenn er nun einmal ein Glas über den Durst getrunken! Er ist das nicht gewohnt – du weißt, wie ordentlich er sonst ist!“ In solchen Fällen hat eine Mutter immer tausend Entschuldigungen für den einzigen Sohn.

Am andern Tage ging Bastian wirklich mit seiner Verlobten zum Tanze. Die Mutter drückte ihm verstohlen noch ein Geldstück

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 441. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_441.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)