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Des Schädels zentnerschwere Last,

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Sie droht ihn zu erdrücken fast,

Noch vor dem Fenster ohne Rast
Sein Haupt sich wölbt und weitet.

Um Hülfe schreit sein Jammerlaut,
Bis daß der Morgenhimmel graut

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Und man das Ungeheuer schaut,

Des Kopfs des Pietisten.

Man riß den Fensterkreuzstock ein,
Des Haupts Koloß auf schwankem Bein
Ward erst allmälig wieder klein, –
Doch war sein Verstand des Teufels.

Ignaz Hub.
(Originalmittheilung.)     
(Vergl. „die feurige Kutsche“ in Mone’s „Anzeiger etc.“ Jahrg. 1836.)


Die Hexe und der Mühlknecht.

Eine Müllersfrau zu Mannheim, die eine Hexe war, begab sich jede Mittwochs- und Freitagsnacht zum Hexentanze, welcher im freien Feld unter einem großen Baum gehalten wurde. Wenn sie sich dahin aufmachen wollte, verwandelte sie einen Strohwisch oder ein Stück Holz in ihre eigene Gestalt, legte das Blendwerk zu ihrem Manne ins Bett, ging dann in die Kammer des Lehrjungen, über welchen sie Gewalt hatte, legte dem Schlafenden einen Zaum an, verzauberte den Knaben in ein Pferd und ritt darauf hinaus. Ebenso kehrte sie später wieder heim und der Junge wachte am Morgen ganz ermüdet in seinem Bette auf, ohne von dem Vorgange nur das Mindeste zu ahnen. Weil er darüber nach und nach außerordentlich abmagerte, schöpfte der Mühlknecht Verdacht, daß es nicht mit rechten Dingen zugehe. Derselbe hatte früher bei einem Scharfrichter gedient und von ihm mancherlei geheime Künste gelernt. Nachdem er sich mit dem Jungen besprochen, mußte dieser in

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 438. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_438.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)