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Buckel des Schusterleins aber hing ein Sack, den es, während er immer schwerer und schwerer wurde, eine halbe Stunde weit forttragen mußte. Alsdann fiel der Sack mit starkem Plump ab und aus der Erde rief eine Stimme: „Nun kannst du dich glücklich schätzen, daß du nur noch eine Last auf deinem Rücken trägst“! – welchen Worten ein gellendes Gelächter folgte.

(Nach mündlicher Ueberlieferung mitgetheilt von Bernhard Baader in Mone’s „Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit.“ Jahrg. 1838. S. 309.)


Der Gänsberg,

an dessen Fuße der Wieslocher Schwefelbrunnen liegt, soll seinen Namen folgender Begebenheit zu verdanken haben: Als einst fremde Völker unversehens ins Land fielen, retirirte sich der Gänsehirt von Wiesloch mit seinem schnatterlustigen Herde in das Gebüsch oben am Berge. Der Feind rückte heran, um die Höhe zu besetzen; plötzlich rannten die aufgeschreckten Gänse mit donnerndem Geprassel durch das Gebüsch: der Feind, in der Meinung, aus einem Hinterhalte überfallen zu werden, floh, von panischer Angst ergriffen, jähling den Berg hinunter und, als ob ihm der Böse auf den Fersen wäre, ohne Ursache wieder über den Rhein zurück. – Ein neuer, wenn gleich kein Capitolinischer Edelstein in der Verdienstkrone dieser Thiere!

(Siehe „Badisches Magazin.“ Jahrg. 1811. Nr. 156.)


Der Teufelsbeschwörer.

Oberhalb Wiesloch geht der Pfad von Rauenberg nach Walldorf über die Landstraße und bildet somit einen Kreuzweg, an dem ein steinernes Cruzifix steht. Auf diesem Platze verrichteten einst Nachts etliche Leute das sogenannte Christophelsgebet, um dadurch zu erwirken, daß der Teufel ihnen Geld herbeibringe. Während des Betens entstand in der Luft ein großes Getöse; sie blickten empor und sahen dicht über ihren

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 429. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_429.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)