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Ob ihrer Herkunft Niedrigkeit

Gerissen von des Theuren Seit’,
So nahm sie jüngst den Schleier; –
Wie schlägt ihr Herz in Wonne jetzt,
Wie hat die Hoffnung sie geletzt

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Bei dieser Worte Feier!


Und als’ die Geisterstunde kam,
Wohl harrt sie mit dem Bräutigam
Erwartungsvoll der Kunde.
Vom nahen Dorfe zwölfmal scholl

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Die Glocke – Horch! da rauscht’ und schwoll

Die Fluch empor vom Grunde.

Auf tauchen stumm der Nonnen drei,
Den Brautschatz schleppen sie herbei,
Säcke voll Gold und Juwelen;

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Und wie sie ächzend der See verschlingt,

Des Paars Gebet zum Himmel klingt
Zur Ruh’ für ihre Seelen.

Ignaz Hub.
(Originalmittheilung.)


Das versunkene Kloster.
(Tiefenau.)

Ein Kloster ist versunken
Tief in den wilden See,
Die Nonnen sind ertrunken
Zusammt dem Pater, weh!

5
Der Nixen muntre Schaaren

Sie schwimmen stracks herbei,
Nun einmal zu erfahren,
Was in den Mauern sei.

Das plätschert und das rauschet

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In Kreuzgang und Dorment!

Am Locutorium lauschet
Der schäkernde Convent;

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 424. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_424.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)