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„Au wai, au wai!
Noh Bretta, glaubets nau, (nur)
Komm ih jo nimmi mai!“ (mehr)

Diese wahrhafte Geschichte war ehmals an dem alten Rathhaus abgemalt.

L. K.


Ein Gespenst pflügt.

Auf dem Bauerbacher Felde bei Bretten ging ein Gespenst um, welches die Buben, die am nahen Wald ihr Vieh weideten, stets Mittags zwischen 11–12 Uhr in den Furchen hin und her wandeln sahen. Um zu erfahren, was es wolle, schickten sie Einen von ihnen zu ihm und ließen nach seinem Begehren fragen. Der Geist erwiederte blos: „Komm morgen Mittags um 12 Uhr mit deines Vaters Pflug und Ochsen hierher!“ – und verschwand. Auf Geheiß seiner Eltern, denen er dies erzählt hatte und die auf einen Schatz hofften, fand sich der Bube mit Pflug und Ochsen zur bestimmten Zeit wieder auf dem Feld ein. Das Gespenst winkte ihm und hieß ihn vorausgehen, es wolle hintennach zackern (Volkswort für ackern). Nachdem es dies gethan und dadurch ein Stück Feldes an dem angrenzenden Acker gepflügt hatte, sprach es zu dem Knaben: „Jetzt bin ich erlöst! Nach sieben Jahren wirst du mir folgen und auch ein Engel im Himmel werden.“ – Hierauf verschwand der Geist. Der Bube starb richtig nach Verfluß der sieben Jahre.

(Siehe Mone’s „Anzeiger etc.“ Jahrg. 1838.)


Gespenst ins Haus gebracht.

Ein Mann von Eppingen, der Nachts durch den dortigen Wald fuhr, hörte seitwerts vom Wege ein Blöcken und fand, als er nachforschte, ein Milchkalb allein dort liegen. Er lud es auf seinen Wagen und sperrt’ es zu Hause in seinen Stall. Als er vor dem Schlafengehen noch einmal nach dem Kalbe sehen wollte, traf er statt desselben eine hochbejahrte Frau in alterthümlicher Tracht an. „Fürchte dich nicht,“ – sprach sie zu ihm – ich thue dir nichts zu Leide. Schon über hundert

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_417.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)