Seite:Badisches Sagenbuch II 365.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ist’s recht, daß Gottes Diener
Aus Mangel fasten müssen?

Wie lange hab’ ich keinen

50
Rehbraten mehr gerochen!

Der Pater Küchenmeister
Hat ganz verlernt das Kochen.

Ach, gnäd’ger Herr! erbarmt Euch
Der Hungrigen und Matten!

55
Wir gleichen nicht mehr Menschen,

Wir gleichen nur noch Schatten!“ –

Und lachend sprach der Markgraf:
„Hast sehr gut lamentirt!
Habt ihr, wie’s Fasten schmecket,

60
Nun auch einmal gespürt?


Euch war’s zu wohl, ihr waret
Zu feist und kugelrund,
Den ganzen lieben langen Tag
Stund euch nicht still der Mund.

65
Doch Spaß bei Seite, Brüderlein,

Ich will für euch doch sorgen;
Geh, sag’ den lieben Mönchen mein,
Ich käme selber morgen.“ –

Und Morgens kann der gnädge Herr

70
Mit Wildpret und mit Schinken,

Und nahm aus seinem Kellerschatz
Vom Besten mit zum Trinken.

Wie jauchzten da die Pfäffelein,
Wie ausgelaßne Ritter!

75
Wie sangen sie und sprangen sie

Und hüpften wie die Widder!

Wie schmausten sie und tranken sie,
Aller Kummer war nun fern;

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_365.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)