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Bürgersfrau zu Durlach ermordert wurde, ist geschichtlich; noch heißt der That zum Gedächtniß ein Gäßchen daselbst das Königsgäßchen.

Von den Schwäbischen Kaisern kam Durlach durch Tausch an den Markgrafen von Baden. Markgraf Karl II. erbaute 1562 das hiesige Schloß, die Karlsburg, und zahlte die dabei beschäftigten Arbeiter eigenhändig aus seiner Tasche, daher er den Beinamen „Karl mit der Tasche“ bekam. Der Franzosengeneral und Mordbrenner Melak, dessen Namen man jetzt noch den Hunden gibt, plünderte und verbrannte Stadt und Schloß im Jahr 1689, ale sie gerade in ihrer schönsten Blüthe stand. Ohne Plan und Geschmack wurde die Stadt aus ihren Trümmern wieder auferbaut. – In der Pfarrkirche soll ehedem, nemlich vor dem Franzosenbrand, sich eine Grabschrift folgenden Inhalts befunden haben: „Den 4. November 1564 ist hier selig im Herrn entschlafen Herr Ehrhard Franz von Ulm, der Fromme, redliche und großmächtige Stadtrichter, dessen Körperlein gar nahe sechs Zentner gewogen.“

L. H. B.


Der Markgraf und die Mönche.

Der Markgraf hieß Rudolfus,[1]
War zugenannt der Wecker,
Der hielt gern gute Tafel,
Er selbst war etwas lecker.

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Einst saß der Herr zu Durlach

Im alten Rittersaale,
Mit vielen edeln Gästen,
Bei einem großen Mahle.

Sie aßen guten Braten

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Und tranken guten Wein,

Und waren guter Dinge
Und schenkten fleißig ein.

Sie leerten große Humpen,
Wie’s teutschen Männern ziemt,


  1. Regierte von 1349–1361. Liegt begraben zu Lichtenthal vor dem Altar der heil. Katharina.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_363.jpg&oldid=- (Version vom 7.11.2018)