Seite:Badisches Sagenbuch II 360.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

1. Zu Durlach im Garten am alten Brunnenhaus arbeitete eines Mittags ein Mann, wobei er gerade, als es Zwölf schlug, einen Haufen Kirschenkerne herausstach, die außerordentlich weiß und glatt waren. Er steckte drei derselben zu sich, und fand, als er sie zu Hause seiner Frau zeigen wollte, jeden in einen Kronenthaler verwandelt. Eilig begab er sich wieder in den Garten, fand aber nur noch Einen Kronenthaler, der als Kirschkern beim Herausstechen weit von den übrigen auf die Seite gesprungen war.

(S. Mone’s „Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit.“ 1838. 3. Jahrg.)


2. Die Paulwirthin. Gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts lebte zu Durlach die sogenannte Paulwirthin, welche wegen ihrer Betrügerei, indem sie den Leuten schlechte Milch für gute zu verlaufen pflegte, nach ihrem Tode im Haus umgehen mußte. Man ließ sie deßhalb durch einen Schornsteinfeger beschwören und hinaus in die Nähe des Galgens tragen. Dort wurde sie an drei in die Erde geschlagene Pflöcke festgebunden und gieng nun stets im Kreise darum hin und her. Eine runde Stelle, worauf kein Gras wuchs, bezeichnete diesen Gang, auf den sie aber jetzt nicht mehr beschränkt ist, denn sie wandelt schon seit Jahren in der ganzen Tiefenthaler Klinge umher. Sie ruft dabei häufig: „Drei Schoppen Milch und ein Schoppen Wasser giebt auch eine Maaß!“ und zeigt sich meistens in menschlicher Gestalt ohne Kopf, zuweilen aber auch als Schaaf oder Pudel. Leute, welche sie unterwegs neckten, sind theils von ihr irregeführt, oder auch mit tüchtigen Ohrfeigen regalirt worden.


Herzog Konrad von Schwaben in Durlach.
(1197.)

Merkt auf, ihr Frau’n und Mädchen,
Die ihr gen Durlach reist,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_360.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)