Und neugestachelt von der Wuth
Und der Verzweiflung Grimme,
Folgt Berthold mit der Rache Gluth
Mit seinem Schwert haut er sich sach
Bahn durch’s Gestrüpp, bis helle
Auf Einmal aus dem Dunkel brach,
Das Lichtlein der Kapelle;
Sein Herz voll Reu’ und Buße,
Und sieh, da schläft sein theures Kind
An des Altares Fuße!
Still lag’s wie in der Liebe Schooß,
Sanfthüllend schlang sich weiches Moos
Um seine Schlummerstelle.
Mit ihm schien des Erlösers Bild
Der Unschuld Ruh zu theilen,
Auf seiner Stirn zu weilen.
Und Berthold faßt die Wonne kaum
Kaum traut er seinen Sinnen,
Ihm bangt, es möchte wie ein Traum
Er drückt das Kind an’s Vaterherz;
Nein, ’s ist kein leeres Wähnen!
Zum erstenmale schmilzt sein Herz
In heißer Andacht Thränen.
Hebt betend er die Kleine,
Und seiner Seele Nebelflor
Weicht vor dem Himmelsscheine:
„O Mutter Gottes, sieh mit Huld
Ist’s möglich noch, so sey die Schuld,
Die schwere, mir verziehen!
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_354.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)