Ist doch zur Jungfrau, heiß und rein,
Stets mein Gebet erklungen.
Hab’ ich doch nie der Gnaden Schrein
Entweiht durch Lästerungen;
Die Unschuld für Verbrechen?
Mein Kind, mein liebes armes Kind!
Was war an dir zu rächen?“ –
Tief traf sie Bertholds Herz; wie Brand
„Ja, ich erkenne deine Hand,
Du Richtender dort oben!
Schmerzvolle Mutter, harre mein!
Beug dich am Throne nieder
Kehr’ ich dir nimmer wieder!“
Und wieder stürmt er alsobald
Mit seinen Jagdgenossen
Den Weg zurück, tief in den Wald,
Ein Jeder sucht auf eigner Bahn
Des Kindes Spur zu finden,
Doch Jeder sieht als eitlen Wahn
Den Strahl der Hoffnung schwinden.
Sich in des Forstes Raume,
Bleich glänzt herein der Sterne Schein
Vom dunklen Wolkensaume;
Nichts hört der Graf, als ahndungsvoll
Horch, und von ferne schaurig schwoll
Der gier’gen Wölfe Heulen!
Bald hier, bald dort, wie Grabgesang
Aus schwarzer Nebel Schleier,
Der Ruf der Ungeheuer.
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_353.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)