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Und in den tiefsten Forst hinein

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Drang mit des Sturmes Flügeln

Die wilde Schaar der Jäger ein
Und donnert von den Hügeln;
Doch der Vernichtung blut’ge Spur
Ist Alles, was sie finden,

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Der grause Anblick kann sie nur

Zu neuer Gier entzünden.

Dort schimmerte, vom Blute roth,
Der moos’ge Stamm der Eiche;
Hier welkten, wie berührt vom Tod

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Die trauernden Gesträuche;

Hier flattert schaurig das Gewand
Von einem zarten Knaben,
Den Wölfe seiner Mutter Hand
Noch jüngst entrissen haben.

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Und mit dem Durst der eignen Brust

Entflammt der Graf die Seinen;
Doch fruchtlos tobt die Jägerlust,
Noch will kein Feind erscheinen.
Am späten Abend wenden sie

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Sich endlich zu der Rückkehr,

Ergrimmt, daß ihnen nicht verlieh’
Der Gott der Jagd ein Glück mehr.

Und langsam zog auf rauher Bahn
Mit schmerzlichem Gefühle

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Der Graf den Reisigen voran,

Noch fern vom Heimathziele;
Schon rauscht im Dämmerflor erwacht
Der Eulen Grabgefieder;
Still leuchtete der Stern der Nacht

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Vom hohen Schwarzwald nieder.


Sieh, da erglänzt so mild und bleich,
Mit zweifelhafter Helle,
Fernher durchs dichte Waldgesträuch
Das Licht aus der Kapelle.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_351.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)