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zurückgewirkt. Zu Anfang dieses Jahrhunderts zahlte die Stadt nur 7000 bis 8000, jetzt enthält sie schon über 24,000 Einwohner.

(Siehe Ed. Brauer’s „Sagen und Geschichten der Stadt Baden etc.“ – Vergl. Kolb’s „Lexikon von Baden.“ Bd. II. S. 118. – Gehres, kleine Chronik von Durlach, S. 136. – Bader, „Badische Landesgeschichte.“ S. 534.)


Die weiße Frau.

Eine solche, (nämlich der Geist der mit dem Hause Baden verwandten Bertha von Rosenberg) geht nach der Volkssage auch im hiesigen Residenzschlosse um. Ihr Erscheinen soll immer den bevorstehenden Hintritt eines Gliedes aus der angesippten fürstlichen Familie bedeuten. Ausführlicheres darüber haben wir bereits unter den Sagen vom alten Schlosse zu Baden (Siehe S. 267 u. ff) mitgetheilt.


Kunde von Jenseits.

Zu Karlsruh’ hart am Sterben lag
Ein Doctor der Philosophie;
Ein Freigeist all sein Lebenstag,
Glaubt’ an Unsterblichkeit er nie;

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Doch jetzt, da ihn mit bangem Schlag

Sein Herz den nahen Tod ließ ahnen,
Begann’s dem Alten doch zu schwanen,
Daß nicht die Seele, wie ein Rauch,
Verfliege mit dem letzten Hauch;

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Daß es doch müß’ ein Jenseits geben,

Wo sie, um Rechnung abzulegen
Von ihrem ganzen Erdenleben,
Schweb’ einem Richterstuhl entgegen. –

Da rief er seinen Sohn zu sich

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Und sprach: „Mein Kind, o höre mich!

Dumpfdröhnend schüttern mich Gedanken,
Jetzt, wo sich aus des Körpers Schranken
Mein ruhlos zweiflerischer Geist
Im herben Todeskampfe reißt.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_345.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)