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Und wieder um ein Kleines
Ward’s hell im Schooß des Haines,

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Und Karlsruh’ heißt die Stadt,

Die schnell begann zu blühen,
Wo nach des Waidwerks Mühen
Der Fürst gerastet hat.[1]

Eduard Brauer.

  1. Das Nähere über die Gründungsgeschichte der Stadt ist zu bekannt, um es hier noch einmal anzuführen; ein trefflicher Aufsatz darüber findet sich in Jos. Bader’s „Badenia“ Band 1 Seite 1 u. ff. Nur soviel sey hier bemerkt:
    Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach, ein tapferer und väterlich herrschender Fürst, aber durch seinen feurigen Geist zu seltsamen Privatlaunen verleitet, gründete im Jahr 1715 Karlsruhe an der Stelle des Hardtwaldes (Lußhardts), wo er auf der Jagd verirrt, auf einem Baumstamme geruht hatte. Während des Schlummers soll der Gedanke, dort im Herzen des Waldes einen abgeschiedenen, stillen Ruhesitz zu schaffen, in seiner Seele gereift seyn. Karls Ruhe nannte er den Ort, der anfangs nur ein Sommersitz seyn sollte, bald aber durch die wachsende Zahl der nachbauenden Ansiedler zu einer Stadt und zur bleibenden Residenz wurde.
    Die frühere Inschrift am Schlosse lautete also:
    „Anno 1715 war ich ein Wald, der wilden Thiere Aufenthalt. Ein Liebhaber der Ruhe wollte hier in der Stille die Zeit vertreiben in Betrachtung der Creatur, die Eitelkeit verachtend, den Schöpfer recht verehren. Allein das Volk kam auch herbei und baute, was du hier siehest. Also keine Ruhe, so lange die Sonne glänzet, als allein in Gott zu finden, welche du, wann du nur willt, auch mitten in der Welt genießen kannst. Anno 1828.“
    Bei der Grundsteinlegung wurde der Hausorden der Treue gestiftet.
    Die Wahl dieses Platzes zur Anlegung einer Stadt ist schon oft Gegenstand herben Tadels geworden. Allerdings ist die Lage der Stadt, ziemlich fern von Berg und Gewässer, keine besonders günstige, doch ist sie gesund und nicht so trostlos, als sie oft hingestellt wird; gewährt doch die Gegend gegen Ettlingen zu einen recht freundlichen Fernblick und die Nähe des urschönen Hardtwaldes Ersatz für manchen andern Mangel. Schöne Spaziergänge umgeben jetzt die Stadt beinahe auf allen Seiten, und die allgewaltige Zauberin unserer Tage, die Dampfkraft, hat Berg und Gewässer gleichsam herangerückt.
    Die Vergrößerung des Badischen Landes hat mächtig auf Karlsruhe [345] zurückgewirkt. Zu Anfang dieses Jahrhunderts zahlte die Stadt nur 7000 bis 8000, jetzt enthält sie schon über 24,000 Einwohner.
    (Siehe Ed. Brauer’s „Sagen und Geschichten der Stadt Baden etc.“ – Vergl. Kolb’s „Lexikon von Baden.“ Bd. II. S. 118. – Gehres, kleine Chronik von Durlach, S. 136. – Bader, „Badische Landesgeschichte.“ S. 534.)
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_344.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)