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Oft schon saht ihr ohne Zittern
Mit dem Tod mich Lanzen splittern, –
Doch dies Schauspiel war unsäglich

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Grauenvoll, fast unerträglich!


Und mein schweigender Begleiter
Führte bald von da mich weiter;
Neues Grüßen, neues Neigen,
Doch stets gleiches Todesschweigen.

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Durch dieselben Gänge nieder

Stiegen wir ins Freie wieder;
Kaum entrückt dem Schreckensorte,
Sprach mein Führer diese Worte:

„Den du sahst in jenem Schlosse,

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War Herr Friedrich, Zimmerns Sprosse,

Einst dein Ohm, ein mächt’ger Degen,
Kühn und mannhaft allerwegen.

Doch an eitelem Gewinne
Hing sein Herz; mit hartem Sinne,

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Gierig stets nach neuer Beute,

Drückt’ und plackt’ er Land und Leute.

Ich mit seinen andern Knechten
Half ihm treu zu allem Schlechten,
Darum uns und ihn betrafen

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Qualvoll Gottes ew’ge Strafen.


Albrecht, Albrecht! laß dir rathen:
Sieh’ zurück auf deine Thaten
Und bereu’ aus tiefster Seele
Deines Stamms und deine Fehle!“

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Sprachs und schwand. Ich schrack zusammen;

Jenes Waldschloß sah ich flammen,
Und ich hört’ ein kläglich Stöhnen
Aus dem Schwefelqualm ertönen.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_325.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)