Seite:Badisches Sagenbuch II 310.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Sie ruht so fest verborgen,
Sie schläft so tief versteckt,

15
Bis sie ein heller Morgen

Mit lichtem Gruße weckt.

Deckt nicht das Feld voll Halmen
Geheimnißvoll den Schaft
Versunkner Wunderpalmen

20
Der Urwelt, riesenhaft?

Bewahrt nicht Stamm am Stamme
Solch’ stolze Waldespracht,
Verkohlt in Gluth und Flamme,
Getreu die tiefe Nacht?

25
Ist in der Erde Schooße

Nicht solch ein Schatz bewahrt,
Wo Rose sich an Rose
Im Fürstengarten schaart?
Zu spähn, was tief im Grunde,

30
Bohrt widerhallend ein

Sich schon die tiefe Wunde
Dem starren Felsgestein.

O sucht nur, frisch ermuthet,
Was bergen mag der Fels!

35
O seht, die Wunde blutet

Im lauen Schwall des Quells!
Dem Tage quillt entgegen
Ein Born mit hellem Strahl,
Und schüttet neuen Segen

40
Ins segensreiche Thal.


Im Wasserstrahl, dem muntern,
Hebt er zum Tagesschein
Rasch aus der Tiefe Wundern
Die hellen Perlenreih’n.

45
Viel Kräfte still durchdringen

Verschwistert im Gemisch,
Die Perlen, daß sie bringen
Dir Leben ewig frisch.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_310.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)