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habe, zudem sey Graf Wilhelm von Eberstein sein Lehensmann und er müsse diesen als solchen beschützen.

Unterdessen rückte Graf Eberhard, an der Spitze der ihm zu Hülfe gesandten Reichsstädtischen Truppen vor Neu-Eberstein; der Pfalzgraf schlug nun einen Vergleich durch Schiedsrichter vor und begab sich deßhalb selbst in das Lager vor Eberstein. Eberhard wollte jedoch keinen der vorgeschlagenen Schiedsrichter annehmen.

Auf Neu-Eberstein führte Wolf von Wunnenstein den Befehl. Er war es, von dem der erste Gedanke zur Stiftung des Bundes der Martinsvögel[1] ausgegangen war, und Eberhard hatte ihm seine Burg niedergebrannt. Seine Tochter Ida befand sich bei ihm auf Eberstein, weil er sonst nirgends Sicherheit für sie wußte. Die beiden Grafen von Eberstein hatten sich nach Baden geflüchtet und ihm die Vertheidigung ihrer Burg anvertraut, weil er ein tapfrer, einsichtsvoller Krieger war.

Unter den Belagerungstruppen befand sich auch ein Fähnlein aus Heilbronn, welches von einem jungen, in der freien Reichsstadt ansäßigen Edelmanne, Georg vom Stein, angeführt wurde. Der Jüngling hatte längst für die schöne Ida eine heftige Leidenschaft gehegt, und auch Gelegenheit gefunden, ihr seine Liebe zu erklären. Ida war gegen ihn nichts weniger als gleichgültig und diese Neigung ihrem Vater kein Geheimniß geblieben, weßhalb er nun darauf seinen Plan zur Rettung von Eberstein baute. Er ließ Graf Eberhard wissen, wie er geneigt sey, eine Capitulation abzuschließen; man möge ihm daher den Ritter vom Stein als Unterhändler schicken, da er sich fest vorgenommen habe, nur mit Diesem allein den Vertrag zu schließen. Eberhard willigte ein und Georg, hocherfreut über diese gute Gelegenheit, seine Geliebte wiederzusehen, begab sich auf die Burg, doch nicht ohne zuvor sich ein freies Geleit zusichern haben zu lassen. Der Wunnensteiner empfing ihn aufs Beste und stellte ihm hierauf vor, wie Graf Eberhard ebensowohl der Feind der Reichsstädte, als der des Adels sey, und daß er gewiß nach und nach beide Theile unterwürfig machen werde. Nur um ihrer Freiheit Willen hätten sich ja die Schlegler


  1. Siehe V. v. Chezy’s Roman: „Die Martinsvögel“.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_295.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)