Seite:Badisches Sagenbuch II 286.jpg

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sampt mertails Inwoner des tals Ir handtreichung vnd hilf darzu gethon, Bald darnach Ist das gewurm verstrichen. Es haben die alten Grafen von Eberstain vnd Ire weiber vil andachtz vnd willen dahin gehapt, Ist nur zu vnser fraw zur Aich genennt worden, dann die Piltnuß in den Aichbaum geschniten, Aber wurt Iezo nun zum Clingel gehaisen.

Bey Zeiten deß frommen Grafen Bernharten von Eberstains, Ist gar Ain Andechtige Erbare fraw Im Clingel gewesen, die der Capellen gewart mit beschließen vnd Ampeln anzünden. Im Jar 1517 hat sich begeben, Als die guet fraw schlaf gangen, Ist gar nahe umb miternacht was an Ir behausung kommen vnd Anklopfft, Sie Ist vffgestanden vnd an das fenster gangen, vnd gefragt, wer da seye, do hat sie ein alten man wie ein ordensman In einem langen weisen Rockh gesehen, der hat ein weisen part bis vf die gürtel gehapt, vmb In und hünder Im seyen bei acht oder zehen Personen gewesen, kleine kurze leühte, Ires erachtens weibsbilder, haben schwarze Claider angetragen, wie die Closterfrawen, vnd Ir Jedes ein Laternen In der handt mit einem brinenden liecht. Der alt man hat die frawen[1] gebetten, das sie vnbeschwert Inen die Capellen öffnen, deß wellen sie Ir lonen, Die fraw hat sich angelegt, Ist herab zu Inen gangen vnd die Capellen geöffnet, do hat sie mit dem alten man geredt, der hat Ir auch widerumb Antwurt geben, Aber die kleinen weiblin haben nichts geredt, der alt man Ist vor Inen allen In die Capellen gangen, darin hat er in eim buch, so er mit Im dargebracht vnd vnder dem Arm gehapt, gelesen vnd gebetet, die Andern sein Im alle nachgegangen, Je Par vnd Par, vnd alldieweil der Alt man In dem Buch gebettet, haben sich die andern alle Creuzweiß als In einer Venia in der Kirchen gelegt, die alt fraw hat Inen ernstlich zugesehen, was doch zuletzt darauß werden, vnd als sollichs bey einer stund ungefarlich gewert, do sein sie wieder auß der Capellen gangen, der alt man vor, die anndn gepart hernach. Also hat der alt man der frawen für Ir muhe Ain goldguldin geschenkt, vnd sein damit abgeschaiden, das die alt fraw nit sagen künden wo sie hinkommen, Allein das sie gesehen, das sie mit ain andern den Karren-weg am Eberstainer perg hinauf gangen, Alß ob sie In das Schloß welten, vnd das hat die fraw weiter gesagt,


  1. Seite 286, Zeile 19 von unten lies „frawen“ statt „rawen.“ (Berichtigung)
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_286.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)