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mitleidige Klausner war gern dazu bereit, aber sie weigerte sich, ihm eher zu folgen, als bis er das hölzerne Kreuz neben der Thüre hinweggeschafft hätte. Der Gottesmann erschrack anfangs ob solchen Begehrens, aber die wunderbare Schönheit des Weibes begann sein Herz mit Gluthen zu füllen, und im Kampfe dagegen sprach er leis ein inniges Gebet um Rettung aus der Versuchung und Gefahr. Da erklang auf einmal ein Glöckchen mit hellem Silberschall und im Nu war das verführerische Bild verschwunden. Das Glöcklein tönte noch lange fort und der Einsiedler, der verwundert darnach forschte, fand es an einem Zweige im Gebüsche hinter seiner Klause hängen und sich von selbst bewegen. Er baute sogleich eine Kapelle aus Baumstämmen und Rinden, und hing das Silberglöckchen hinein, dem später viele andächtige Pilger zuströmten. Davon hat die Stelle den Namen „Klingel“ erhalten.

(Aus Al. Schreiber’s „Sagen aus den Rheingegenden etc.“ – Einige Sagen vom „Klingel“ finden sich in Kriegs von Hochfelden „Geschichte der Grafen von Eberstein“ etc. S. 255 u. ff. Wir lassen sie hier in getreuem Abdruck folgen.)


Sagen von der Klingelkapelle und vom Schloß Eberstein.

Als Eberstain In dem Murgenthal vf einem hochen Felsen gelegen, hat es hund (unten) im thal allernechst an der Murg ein Capell am weg, haist der Clingel, darbey ain kleine behausung, darin vil Jar ein Clausnerin, oder aber sonst ein alte Erbare fraw gewonet, so die Capellen tags geöffnet, vnd nachts beschloßen hat, vnd sagt man das graf .... von Eberstain so die von .... gehapt, solche Capellen von ersten erbawen hab, Ist vor vil Jaren beschehen, die vrsach aber das der graf die Capell gebawen, ist die, das zu selbiger Zeit vnd auch deruor, ein solchs groß gewurm vnd vnziffers vmb Eberstain vnd Im Mürgenthal sich enthalten, vnd insonnderhait am großer drach oder wurm, das es dem grafen ob der ganzen Landtschafft ein beschwerdt, also hat der graf daruber Rath gehapt, vnd Ist Im gerathen worden, Er soll der Enden ein Capell bawen, das Ist beschehen, vnd haben die burger von Gerspach

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_285.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)