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in die Rheinebene ziemlich weit vorspringenden und sie weithin beherrschenden Bergkegel, sprechen von hohem Alterthum. Vielleicht stund hier ebenfalls schon ein römischer Wartthurm, oder ein treuer Wächter der alemannischen Marken sandte von hier aus den sorgsamen Blick in die Ferne. Wir finden den Berg nicht früher erwähnt als im Jahr 1382, und zwar nur nebenbei in dem Lehensbriefe, den Kaiser Wenzel dem Markgrafen Bernhard von Baden ertheilte. Markgraf Georg Friedrich soll die Yburg auf’s Neue hergestellt und befestigt haben. Im Jahr 1698 war sie jedoch wieder gänzlich unbewohnbar gemacht worden.

Auf dem Badener alten Schlosse haust, dem Volksglauben nach, kein Gespenst mehr als die weiße Frau; die Ebersteinburg ist ganz frei von allem Spucke, aber die Yburg ist der Platz, wo Geister und Kobolde ihr Wesen treiben, und alle die bösen Teufel, welche vor Zeiten, in Säcke gebunden, von Mönchen heraufgeschleppt und in diese Mauern gebannt wurden. (Siehe Spindlers Mährchennovelle „Der Teufel im Sack“ in seinem Taschenbuch „Vergißmeinnicht für 1846.“) – Ein einzelner Kobold pflegt im Klopfengraben zu spucken; aber er ist von ziemlich friedlicher Gesinnung und hat es nur, gleich dem Gespenst an der Kanderner Straße, auf Weinbenebelte abgesehen, die er gerne vom Wege seitab in das Bächlein führt.

Merkwürdig ist der Umstand, daß der Ursprung von noch zwei alten Schlössern, welche den gleichen Namen führen, und deren eine in der Schweiz, die andere in Westphalen liegt, eben so vom Dunkel der Zeit verhüllt ist, als der unsrer Yburg.

(Vergl. W. v. Chezy „Rundgemälde von Baden“ etc. S. 73.

In Bezug auf J. Hubs Ballade „Fortunat von Baden“ (Siehe S. 249 dieses Buches) führen wir hier noch an, was Al. Schreiber in seinen „Sagen aus den Rheingegenden etc.“ über Fortunats Leben und Treiben auf der Yburg erzählt:

„Gegen das Ende des 16. Jahrhunderts wurde sie von einem Kastellan bewohnt, und der unglückliche Markgraf Eduard Fortunat, ein Sohn der schönen Cäcilie von Schweden und Enkel Gustav Wasa’s, hatte darin sein alchymistisches und magisches Laboratorium aufgeschlagen, wo er unter Beihülfe zweier Italiener, des Paolo Pestalozzi von Chiavenna und des Muscatello von Chio den Stein der Weisen hervor zu bringen, Tag und Nacht, wiewohl vergebens, sich abmühte und allerlei andere Versuche anstellte. Unter Anderm verfertigte Pestalozzi aus Wachs ein Bild des Markgrafen Ernst Friedrich von Durlach, des geschwornen Feindes Eduard Fortunats. Dabei wurden die gewaltigsten Zauberformeln gesprochen, welche bewirken sollten, daß eine Kugel oder ein Pfeil, die auf das Bildniß abgeschossen würden, auch zugleich das Bildniß selbst, sey es noch so weit entfernt, träfen. Als das Wachsgebilde fertig war, heftete man es an eine Thüre und ein Pistol wurde darauf abgedrückt. Die Kugel drang nicht allein

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_275.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)