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Kriegsministers Louvois im Jahr 1689 auch in Baden und der Umgegend hausten, ist ausführlich beschrieben in dem Werke: „Der durchlauchtigsten Fürsten und Markgrafen von Baden Leben, Regierung, Großthaten und Absterben u. s. w., Frankfurt und Leipzig 1695,“ S. 54–77. (Dies weniger gekannte Buch, und nicht Sachs’ Badische Geschichte, wie neulich in öffentlichen Blättern hervorgehoben wurde, ist wohl die älteste in teutscher Sprache erschienene badische Geschichte.)

„Alle Gotteshäuser“ – heißt es darin – „stunden in vollem Brand, und die Glocken mußten in den Flammen gleichsam in Thränen zerschmelzen, und in diesem Feuer alle kranke, elende und mühselige Leute, die nicht von der Stelle fliehen konnten und sich noch mit einiger Hoffnung auf des Königs Gnade speisten, elendiglich begraben werden. Es war ein solches grausames Spektakel, dergleichen wohl niemals kaum gesehen worden: der Himmel war klar und heiter und wurde in Kurzem mit einer schwarzdicken Rauchwolke als mit einem Trauerkleide verfinstert und die helle Sonne verbarg ihren Glanz. – Das arme Christenvolk war gezwungen, aus diesem Jammer in die Wälder zu fliehen und sich in den Höhlen und Wohnungen der wilden Thiere zu verbergen“ etc.

Das Kloster Lichtenthal wurde 1245 von Irmengard, Wittwe des Markgrafen Hermann V. von Baden, einer gebornen Pfalzgräfin bei Rhein, Tochter Herzogs Heinrich des Schönen und Enkelin Heinrichs des Löwen von Braunschweig, dem Sinn und Vorhaben ihres verstorbenen Gatten gemäß, gestiftet. Ihre Gebeine nebst denen vieler Fürsten und Fürstinnen des Badischen Hauses ruhen an dieser Friedensstätte. So manchen Gefahren glücklich entgangen, fiel das Kloster zu Anfang unseres Jahrhunderts dem allgemeinen Loose der Secularisirung anheim, aber der hochherzige Fürst Karl Friedrich stiftete es „wegen stets bezeugter dankbarer Treue und Anhänglichkeit an das Haus Baden, und weil das Erdbegräbniß der badischen Ahnen sich darin befindet,“ bald darauf von Neuem, und so konnte dasselbe denn am 1. Mai 1845 das Fest seines 600jährigen Bestehens feiern.

(vergl. Klüber und Kolb am angeführten Orte. – J. Bader, „Badische Landesgeschichte,“ S. 157, so wie dessen Schriftchen: „Die Stifter des Klosters Lichtenthal sind auch Gründer der Markgrafschaft Baden.“ – M. v. Schenkendorf und F. F. v. Maltiz u. A. haben das liebliche Lichtenthal besungen.)

Im Hofe des Klosters befindet sich auch seit mehreren Jahren die v. Stulzische Waisenanstalt, hervorgerufen durch die Stiftung eines wackern Mannes, der in Kippenheim (Bezirksamt Ettenheim) von mittellosen Eltern geboren, sich in der Fremde durch Fleiß und Betriebsamkeit ein glänzendes Vermögen erwarb und seines alten Heimathlandes mit freigebiger Dankbarkeit gedachte.

(Siehe Ed. Brauer’s „Sagen und Geschichten“ etc. S. 183.)

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_273.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)