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versichern Alle, die sie gesehen haben wollen – soll der starre stechende Blick ihrer großen schwarzen Augen seyn, welche sie fest und unbeweglich auf Diejenigen richtet, denen sie begegnet, indem sie langsam und schweigend, nur von ihren seidenen Gewändern umrauscht, an ihnen vorüber schreitet. Bis ins innerste Mark bohre sich dieser eisige Blick und erfülle die Seele mit Entsetzen. Wer einmal in diese Augen geblickt, dem werde sein Lebenlang der schreckliche Eindruck bleiben. – Manchmal wird sie auch mit einem Kind an der Hand gesehen.

Ihr Erscheinen bedeutet immer den Tod eines Gliedes der fürstlichen Familie oder sonst ein schweres Unglück, welches derselben droht. Kurz vor dem Tode von Kindern aus dem regierenden Stamme will man sie vor dem Lager derselben stehend und über die Schlummernden hingebeugt erblickt haben. Sie zeigt sich bald in den Gemächern und Gängen, bald in der Kapelle, ja selbst in dem Garten des Schloßes.

(Vergl. „Sagen aus Baden und der Umgegend.“ Karlsruhe, 1834. S. 1 u. ff. – Ferner Gebrüder Grimm’s „teutsche Sagen.“)

Eine Sage von einer weißen Frau, welche bei dem Badort Langensteinbach, zwei Stunden von Ettlingen, in den Trümmern einer gothischen Kapelle umgehen soll, theilt Wilhelm von Chècy in seinem „Rundgemälde von Baden-Baden“, (Karlsruhe, 1839, Creuzbauer) S. 119 u. ff. mit. Wir werden dieselbe am gehörigen Orte einreihen.


Zu: „Das Kreuz auf dem Friedhofe.“ S. 195. u. ff.

Dies Kreuz trägt die Inschrift: „Nicolaus von Leyen“ mit der Jahreszahl 1462, und zeugt durch kunstsinnige Arbeit von der Meisterschaft seines Bildners. Ueber die Entstehung dieses Kunstwerks gehen mehrere, von einander ziemlich abweichende Sagen, von denen wir zwei verschiedene Versionen mitgetheilt haben.

Ueber diesen Meister Nicolaus sagt Strobel in seiner „Geschichte des Elsaßes,“ Thl. III. S. 460:

„Ein sehr ausgezeichneter Künstler war der Steinmetz Nikolaus von Leyen, der auch von Leyden heißt, und seinem Familiennamen nach Lerch hieß. Als er in den Jahren 1463 und 1464 die später sogenannte alte Kanzlei vollendet hatte, sah die Straßburger Bürgerschaft mit großem Behagen oberhalb einer im Hof befindlichen, sehr schönen Thüre, außer dem Stadtwappen noch die von ihm verfertigten Büsten des letzten Grafen von Lichtenberg und der schönen Barbara von Ottenheim, die beide damals sehr häufig nach Straßburg kamen. (Diese beiden herrlichen Bilder befinden sich jetzt in der Vorhalle der dortigen Bibliothek.) Von seiner Hand ist auch der trefflich in Stein ausgeführte Christus am Kreuz auf dem Kirchhofe der Stadt Baden; die dabei befindliche Jahrzahl 1467 (?) ist zugleich das Datum, an welchem der Künstler Straßburg verließ. Friedrich III. berief ihn nach Wien, um den berühmten Sarkophag dieses Kaisers (Siehe Morgenblatt, 1833, Kunstblatt Nr. 14, S. 55 und 56) zu verfertigen, der in der dortigen Stephanskirche

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_269.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)