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Der Böse mit dem Dienerchor

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Bricht in der letzten Wuth hervor;

Mit den Riesenkrallen gewaltig faßt
Er, niederdonnernd, der Felsen Last,
Und schleudert die Bäume, groß und schwer,
Wie Blüthenflocken im Thal umher,

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Und öffnet der Erde Nacht und Graus,

Daß schwarze Quellen fluthen heraus;
Und fluchend schlägt er den scharfen Huf
Zum ewigen Zeichen tief in den Stein,
Und stürzt sich dröhnend, mit wildem Ruf

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In der Erde klaffenden Schlund hinein. –


Zieh schnell vorüber, o Wandersmann!
Noch ficht der Böse die Menschen an,
Und will er dich locken zur sündigen Lust,
So öffne dem guten Engel die Brust!

August Stöber.


Die Teufelskanzel und Kloster Engelsburg.

Vor uralten Zeiten, als Satan noch lehrte,
Durch schmeichelnde Worte die Menschen bethörte,
Da sind sie von nahe und ferne gezogen
Zur Kanzel des Teufels wie brausende Wogen,

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Und Manchen, der hörte die Predigten an.

Befiel wie ein Zauber der trügrische Wahn:
Er dünkte, geblendet vom höllischen Schein,
Sich glücklich, ein Kind seines Reiches zu seyn.
Nur Einer hielt gänzlich vom Wahne sich frei

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Und blieb seinem Gott und den Heiligen treu;

Graf Eberstein war es, der biedere Held,
Ergraut in den Waffen auf ehrlichem Feld.
Mit Unmuth erfüllt’ ihn, was Satan verübte
Zum Unheil der Menschen, was so ihn betrübte,

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Daß gern er gekämpfet auf Leben und Tod

Mit ihm, sie zu retten aus Schmach und aus Noth.
Doch hielt ihn die Schwäche des Alters zurück,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_258.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)