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gab er ihm noch überdies eine große Besitzung von Wald und Feld zur Belohnung. Graf hieß der wackere Mann und noch lebt eine zahlreiche Nachkommenschaft von ihm.

Im Jahr 1634 war Markgraf Wilhelm abermals in seine Residenz Baden zurückgekehrt, deren Besitz ihm aber noch nicht ungestört vergönnt wurde. Der Markgraf von Baden-Durlach zog mit einem Heere gegen ihn, und die Waffen sollten entscheiden, wer über die obere Markgrafschaft herrschen solle. Auch Markgraf Wilhelm hatte ein Heer gesammelt, und zog an dessen Spitze aus, für sein gutes Recht zu fechten. In der Ebene zwischen den Dörfern Oos und Sinsheim und dem Fremersberge, trafen die beiden Heere auf einander. Tapfer und hartnäckig wurde auf beiden Seiten gekämpft, und zwei Tage schon hatte der Kampf mit großer Erbitterung gewüthet, ohne daß einer oder der andere der Fürsten sich des geringsten Vortheils rühmen konnte. Als am Abend des zweiten Tages die Schlacht ruhte, ritt Markgraf Wilhelm, der wohl einsah, daß er ohne Verstärkung schwerlich einen gänzlichen Sieg erfechten werde können, in Begleitung eines einzigen Dieners nach dem Beuerner Thale. Hier ließ er die Vorsteher der Gemeinde zusammenrufen und stellte ihnen vor, wie er wahrscheinlich bei dem obwaltenden Kampfe der Uebermacht erliegen werde müssen, wenn er keine Hülfe bekäme; er habe jedoch von den Bewohnern dieses Thals von jeher so viel Beweise ihrer Ergebenheit gegen ihr Fürstenhaus erhalten, daß er es jetzt getrost wage, sie zu bitten, ihm aus ihrer Mitte Verstärkung an Mannschaft zu schicken. Gern und freudigen Muthes versprachen die biederen Thalbewohner ihrem Fürsten die verlangte Hülfe. Er solle nur getrost, sagten sie, am andern Tage die Schlacht beginnen, sie würden sicherlich zur rechten Zeit da seyn. Und alsbald schickten sie durch das ganze Thal und ließen alle waffenfähige Mannschaft entbieten, um zum Heere des Markgrafen zu stoßen. Und als der Morgen erschien, da versammelte sich eine gewaltige Schaar; nicht allein Jünglinge und Männer, sondern auch Frauen und Kinder zogen mit aus, für den verehrten Fürsten zu streiten. Und mit Fahnen und Musketen, mit Picken und Sensen, mit Mistgabeln und Knütteln, eilten sie durchs Gebirge nach der Seite des Fremersberges, wo sie, durch das Dickicht

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_255.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)