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„Laß ab!“ – Tönt aus dem Grabe
Ein Stimmlein, engellind,

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Aufstreckt ein lichter Knabe

Die Hand, – sein einzig Kind.

Zu Boden sinkt der Ritter:
„Vergib, Herr Jesus Christ!“ –
Ein furchtbar Ungewitter

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Brach aus der selben Frist.


Es wankt die Burgkapelle
Und stürzt mit Sturmgebraus. –
Der Fremdling an der Schwelle
Verschwand in Nacht und Graus.

Eduard Brauer.


Die böse Müllerin von Zell.

Zu Zell im Abts-Stab lebte vor Zeiten eine reiche und böse Müllerin. Sie gab den Armen kein Stücklein Brot und brachte manche Leute durch Processe um Hab und Gut; sie haßte die Geistlichen, besuchte niemals die Kirche und starb eines plötzlichen Todes. Da ging sie nun als Geist um in ihrer Mühle, bis die Leute zuletzt einen Pater kommen ließen, der des Geisterbeschwörens kundig war. Der bannte die Müllerin in einen Sack und trug ihn auf die Yburg. Lange Zeit hörte man dort ihre Klage; sie rief Tag und Nacht: „Ich bin die Müllerin von Zell!“ – Seitdem aber der Blitz in die Burg geschlagen und den einen Thurm gespalten hat, ist der Geist verstummt, wie die anderen auch, die dort oben ihr Wesen trieben.

(Siehe Mone’s Anzeiger etc. v. J. 1834.)


Fortunat von Baden.

Seht dort auf steilem Bergesgrat
Die Yburg, waldumschlossen!
Da hauste Markgraf Fortunat
Mit seinen Nachtgenossen.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_249.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)