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Auf thut sich unverzüglich

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Das Thor, der Gast tritt ein;

Bald saßen hochvergnüglich
Die Zwei bei Mahl und Wein.

Ein Vorrath leckrer Speise
Stieg aus des Pilgrims Sack,

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Gewürzt auf feinste Weise,

Vortrefflich von Geschmack.

Im Römer perlt’ und glühte
Der Wein karfunkelklar,
Als ob er Flammen sprühte,

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So feurig wunderbar.


Deß tranken sie selbander
Beim Schmauß manch wackern Zug,
Wettbechernd mit einander,
Und nie versiegt der Krug.

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Bald wurden sie vertrauter,

Der Strom der Rede schwoll,
Daß lauter, immer lauter
Der Lärm die Burg durchscholl.

Die alten Ahnenbilder

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Am Söller wurden wach,

Es klangen die rostigen Schilder
Im nahen Rüstgemach.

„Ich mögt viel baß es haben,
Herr Ritter, so Ihr wollt!

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In Eurer Burg begraben

Liegt Edelstein und Gold.

„Tief unter der Kapelle
Vermodert reicher Schatz,
In dumpfer Todtenzelle;

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’s fänd’ aber bessern Platz.“ –
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_247.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)