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dein Opfer werden, sondern den Rest seines Lebens der Reue und Buße widmen!“

Mit wildem Gebrülle versank die Riesengestalt in den sich unter ihr spaltenden Felsenboden. Der Ritter aber eilte, das wieder zur starren Leiche gewordene Kind und die Gerippe seiner Ahnen nebst allen geraubten Kostbarkeiten von Neuem in die Särge zu verschließen, und verließ gleich am nächsten Morgen, im härenen Gewand und Muschelhute, seine Burg. Er wallfahrtete von einer heiligen Stätte zur andern unter beständigen Gebeten und Bußübungen, bis man ihn einst an den Stufen eines Altars todt liegen fand. Seine Burg verfiel, sein Geist aber soll noch jetzt unter den Trümmern umherirren.

(Siehe A. Schreiber’s „Sagen vom Rhein und Schwarzwald etc.“)


Das goldene Kegelspiel.

Von der Yburg sagt man, daß sie von Tempelherren erbaut sey. Aber diese Chorherren wurden einmal alle in Einer Nacht umgebracht und ihr Haus zerstört. Seitdem gehen die Geister auf diesem Berge, Riesen und Zwerge sind auf der Burg, man hört darin Kriegsgeschrei, und Leute, die dann in die Nähe kommen, werden mit Steinen geworfen. Man hört darin auch lachen, jammern und weinen. Viele Geister sind schon hinauf gebracht worden. Die Geisterbanner stecken sie zuerst in Säcke und tragen sie um Mitternacht aus den Häusern. Diese vielen Geister auf der alten Burg spielen oftmals mit Kegeln. Ein Knabe, der Holz sammelte, hörte das und ging aus Neugierde an das Schloßthor, da stand ein alter Mann und führte ihn zu dem Wohnhaus. Da waren zwölf Männer mit schwarzen Kleidern und weißen Bärten und einer winkte dem Knaben, die gelben Kegel aufzusetzen. Das that er auch, ihm kam aber die Kugel gar zu schwer vor. Da schlug es zu Steinbach zwölf Uhr, die Männer hörten auf und gaben ihm zum Lohn einen gelben Kegel in seinen Holzkorb, worauf Alles mit dem letzten Glockenschlag vor seinen Augen verschwand. Der Kegel war dem Knaben zu schwer und als er bei einem Stamme einen schönen Haufen Lesholz fand, da warf

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_244.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)