Da fielen, wie ein brausend Meer,
Eroberten das Land am Rhein,
Germania’s Sohn mußt’ Sclave seyn.
Sie raubten ihm sein Vaterland,
Zerrissen jedes heil’ge Band.
War auch mit Ketten es beladen,
Dem Römerfeldherrn Varus bald,
Er wählte sich’s zum Aufenthalt.
Gekrönt vom Sieg, voll Sinnenlust,
Er badete im warmen Quell,
Der aus dem Felsen sprudelt hell,
Er jug das Wild in Baden’s Wäldern
Und nahm die Frucht von seinen Feldern,
Viel Tempel hier und Heiligthume.
Da sah er Nachts mit einem Male
Im Geroldsauer Wiesenthale
Der Feyen leichten Jugendreihn
Ellene war die schönste Fee,
Wie Rosengluth und Lilienschnee;
Er sah, er liebte sie zur Stunde,
Sein Herrscherwort erstarb im Munde,
Die Brust voll Sehnsucht und Verlangen,
Und bat in süßer Minnebrunst:
„O schenk mir, Holde, deine Gunst!
Nimm diesen Ring, der Treue Zeichen,
Als daß ich breche meinen Schwur,
Dir zu gehören einzig nur;
Ich schwör’ es dir beim Gott Merkur!“ –
Sein Liebesschmerz, sein heißes Sehnen
Sie reicht gerührt die feine Hand
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_228.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)