den Kirchhof. Als sie mitten darin war, stand das Gespenst unbeweglich da; sie riß ihm aber den Mantel ab und schlug mit ihrem Knüttel so lange auf ihn los, bis er ausrief: „Halt ein, ich habe nun genug gebüßt! Gib mir jetzt meinen Mantel wieder!“ – Die Magd sprang aber mit dem Mantel davon, und brachte ihn in die Spinnstube, wo er beim Anfühlen wie dicker Nebel befunden wurde. Am nächsten Tage stund der Geist noch auf demselben Platze; worauf man dem Pfarrer Anzeige davon machte, welcher die Magd nun vergebens ermahnte, dem Gespenste den Mantel wieder umzuhängen. Erst auf Befehl des Richters verstand sie sich dazu, worauf der Geist augenblicklich verschwand und dann aus der Erde die Worte hören ließ: „Du hast mich erlöst; ich hatte einst meine Mutter geschlagen und mußte nun dafür eben so viele Streiche von einer Person erhalten, welcher ich keinen Anlaß dazu gegeben.“
Kloster, in dem lichten Thal,
Edler Frauen heilig Mal!
Nimm mich auf in deine Hallen,
Wo die Himmelsbräute wallen!
Ist’s, man scheide aus der Welt;
Heil’genbilder, Engelsstimmen,
Herzen, die von Andacht glimmen.
Grabessteine, fromm geweiht,
Welche mit gefaltnen Händen
Ihren Blick zum Himmel wenden.
An den, Kirchlein – Gottes Flur
In dem Frieden der Natur,
Auf den großen Tag der Garben, –
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_217.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)