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zerstört und seine Wittwe flüchtete sich mit ihrem Säugling auf dem Arme. Von des Tages Gluth und dem weiten Weg erschöpft, suchte sie eines Abends Ruhe im Schatten des Ahorns, der an der Mauer der Altenburg stand. Ich aber, noch immer rachbegierig, ließ sie durch meine Knechte mit Schimpf und Spott hinwegtreiben, aber ihre letzten Kräfte waren geschwunden, ihre Sinne verwirrten sich, sie sprach einen gräßlichen Fluch über mich aus und stürzte sich mit dem Kinde ins Wasser. Der Fluch der Sterbenden ging in Erfüllung. Eine Krankheit zerriß schnell den Faden meines Lebens und meine Burg ward ein Raub der Flammen; mein Geist aber sollte ruhlos umherirren, bis aus den Brettern des Ahorns eine Wiege gezimmert und das Kind darin schlummern würde, welches mich zu erlösen bestimmt ist. Die Gebeine der unglücklichen Mutter und ihres Knäbleins liegen dort unter dem Hügel, wo ein bemooster Grabstein die Stätte bezeichnet. Geh hin, grabe sie aus und setze sie bei in geweihter Erde! Der Segen des Himmels wird dafür in deinem Hause blühen und auf deine ganze Familie übergehen.“

Der Jüngling folgte getreulich der Jungfrau Geheiß und Glück und Ehre krönten noch seine spätesten Lebenstage.

(Siehe Al. Schreiber’s „Sagen aus den Rheingegenden etc. etc.“)


Die Altenburg.

Anderthalb Stunden von Baden-Baden, an der Heerstraße, wo die Ebene gegen das Gebirg anzusteigen beginnt, lag vor Zeiten die Altenburg, von welcher nichts mehr vorhanden ist, als ihr Name, den jetzt ein Hofgut trägt, welches wahrscheinlich aus den ehemals zur Burg gehörigen Ländereien entstanden. Das Geschlecht der Edeln von Altenburg, die hier ihren Wohnsitz hatten, mag bald nach dem dreißigjährigen Krieg erloschen seyn. Kaspar von Altenburg, der Letzte seines Namens, verlobte sich noch als Jüngling mit einem schönen, aber armen Fräulein aus der Gegend, brach jedoch später sein ihr verpfändetes Wort und ehelichte statt ihrer eine junge vornehme und reiche Wittwe. Darüber grämte sich die arme, um

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_214.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)