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Das sah mit seinen hohen Thoren
So recht in’s Herz des Schwabenlands,
Und rings ein Wall von grünen Bäumen,

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Durchschallt von frischem Drosselschlag, –

Viel’ tausend Blumen in den Räumen –
Es war ein Plätzchen, wie’s in Träumen
Das Herz sich gern erschaffen mag.

Bald war der Hofstaat ganz bequemlich

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Im alten Schlosse einquartiert.

Dem Teufelspack gefiels vornehmlich,
Und Jeder lebte ungenirt.
Wer nennt sie Alle, die da kamen,
Die Herren mit und ohne Namen?

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Die Fürstlein und die Excellenzen,

Die Hochgeöhrten mit den Schwänzen,
Die Dirnen mit entlaubten Kränzen,
Die Herrn Magister und Diplomaten,
Die Herrn Minister und Magistraten,

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Und all den Plunder von Teufelsgnaden?

Wer kennt sie alle die kleinen Fräckchen,
Wer kennt sie alle die kleinen Geckchen,
Die Dummen und die Schlauklugen,
Sammt Denen, die als Sündenfleckchen

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Noch die Tonsur zur Schau trugen?


Da war ein Jubel sonder Ende,
Und jede Nacht zum Tag erhellt;
Es war, als hätten Geisterhände
Des alten Brocken Felsenwände

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Im Schwabenlande aufgestellt.

Die rothen Feuergarben flogen
Versengend in das Thal hinein,
Die Sterne selbst am Himmelsbogen
Erglühten in dem Höllenschein.

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Schwarzgraue Katzenweiber hocken

Miauend an der dunkeln Glut,
Des Teufels Mutter dreht am Rocken

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_210.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)