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die Messe, wie es sich gehört. Als diese zu Ende war, sprach der Geist: „Gott und dir sey Dank für meine Erlösung, worauf ich schon viele Jahre harre! Weil ich bei meinen Lebzeiten einmal in dieser Kirche ohne einen Diener Messe gelesen, ward ich nach meinem Tode verurtheilt, so lange hier umzugehen, bis Jemand mir Messe dienen würde. Du hast dieses nun gethan und ich gehe jetzt ein in des Herrn Freude, wo ich deiner nicht vergessen werde!“

Hierauf verschwand der Priester, der Mann aber starb nach drei Tagen.

(Siehe Mone’s „Anzeiger etc.“ 3. Jahrg. S. 35.)


Das Reh im Steinwäldchen.

Ein Jüngling ging zu jagen
Mit seinem Hund allein,
Als es begann zu tagen,
Tief in den Wald hinein.

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Da raschelt’s in den Eichen,

Vorüber fliegt ein Reh,
An Weiße zu vergleichen
Dem frischgefallnen Schnee.

Und husch! mit Windesschnelle

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Folgt Jägersmann und Hund,

Bis es an einer Quelle
Fast trutzig stille stund.

Doch, wie gelähmt die Glieder,
Der Jäger inne hält,

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Und auf den Boden nieder

Ihm Pfeil und Bogen fällt.

Denn an des Brünnleins Rande
Im frischen, kühlen Gras,
Im silbernen Gewande,

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Die schönste Jungfrau saß.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_207.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)