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Durchforschen ließ er drob den Platz,
Wo ihn der Schein betrogen,
Viel Klafter tief, so ward der Schatz

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Zum Licht emporgezogen.


Und als das schöne Nymphenbild
Nun prangt’ an jener Stätte,
Da schien sein Sehnsuchtstraum gestillt,
Als ob es Odem hätte.

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Man sah ihn still um Mitternacht

Das holde Weib umfangen,
Es hielt, vom Marmortod erwacht,
Ihn fest mit Gluthverlangen.

Das hat kein sterblich Ohr belauscht,

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Was Die zusammen kos’ten,

Die Tannen krachten sturmdurchrauscht,
Des Berges Quellen tos’ten.

Und als des Frühthau’s erstes Naß
Den Jäger rief zum Haine,

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Da lag Herr Keller marmorblaß,

Ein Leichnam, bei dem Steine.

Drob war im Thal der Oos und Murg
Viel Leids und ängstlich Wesen,
Man ließ zu Baden auf der Burg

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Dem Junker Messen lesen.


Zerschlagen war das Marmorweib,
Der Höllenspuck vernichtet,
Und an dem Ort zum Fluchvertreib
Ein Kreuzbild aufgerichtet.

Eduard Brauer.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_202.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)